Natureza Humana
Filminfos
Gattung: | Kurzfilm |
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Regie: | Mónica Lima |
Darsteller: | João Vicente; Crista Alfaiate; Marie Marques; Marco Paiva; Mafalda Jara |
Drehbuch: | Mónica Lima; Gonçalo Branco |
Kamera: | Faraz Fesharaki |
Schnitt: | Francisco Moreira |
Länge: | 25 Minuten |
Produktion: | Uma Pedra No Sapato, New Matter Films; Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin; |
Förderer: | dffb; Institute of Cinema and Audiovisuals, Portugal |
Jury-Begründung
Der Kurzfilm NATUREZA HUMANA von Mónica Lima porträtiert ein Paar während der Pandemie. Der Wunsch, ein Baby zu bekommen, steht im Mittelpunkt ihrer Beziehung und stellt diese auf eine Probe. Währenddessen geht die Natur ungerührt ihren Weg.Die Jury lobt die Leistung des Films, das Gefühl der Unsicherheit, die Tage des Nichtstuns und des Wartens einzufangen. Der Zuschauer fühle sich zurückversetzt in die Ausnahmezeit des Lockdowns. „Wie wird es weitergehen?“, „Was ist wirklich wichtig?“, „Was will ich vom Leben?“ - diese Fragen verhandelt der Film auf meist elegante, beiläufige Art und Weise und nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise zu den eigenen Wünschen und Emotionen. Als eine „Utopie in einer Dystopie“ wird die Suche des Paares nach Ihrem Lebensglück von der Jury bezeichnet.
Die Jury hebt vor allem die gelungenen Bilder - wie zum Beispiel die Schlusseinstellung - hervor, die symbolisch für den Stand der Paarbeziehung steht. Ganz besonders faszinierend in seiner Ungewöhnlichkeit und Prägnanz findet die Jury etwa die Anfangseinstellung, in der ein Pfau über die menschenleere Straße stolziert. Hier treffe Poetik auf Stilsicherheit, so die Jury. Und natürlich liegt die Messlatte für das nun Folgende nach dieser Einstellung hoch.
Insgesamt findet der Film durch seine behutsame wie stilsichere Kameraführung oftmals Bilder, die wie ein Stillleben wirken. Die Bildsprache sowie das Sounddesign lobt die Jury als insgesamt gut durchdacht und ansprechend. Der Zuschauer bekomme opulente Naturbilder geboten, kontrastiert von Großaufnahmen der (durchweg sensibel geführten) Hauptdarsteller. Farb- und Lichtspiel prägen sich nachhaltig ein. Die dominante Soundkulisse von Regen und Vogelzwitschern ist dazu stimmig durchkomponiert.
Was die Formebene verspricht, kann die Inhaltsebene nach Ansicht der Jury bedauerlicherweise nicht immer mithalten. Die etwas „blutleere“ Geschichte trägt nicht über die gesamte Erzähldauer, der Konflikt des Paares wirkt zu normativ, die Rollenbilder kommen ein wenig klischeehaft herüber. Das Drama um den unerfüllten Kinderwunsch wirkt manchmal etwas dick aufgetragen, starke Bildmetaphern weichen im Verlauf des Films weniger starken Wortmetaphern.
Die Stärke des Films – das Nicht-Plakative, das behutsam-leise Erzählen, die stille Poesie – erweist sich mitunter gleichzeitig als seine Schwäche: der Konflikt des Paares wirkt über weite Strecken zu uninteressant, ein leichtes Gefühl von Langatmigkeit stelle sich beim Zuschauen ein. Der Film kann laut Jury kein Soggefühl entwickeln, man wird lediglich Zeuge eines Lebensausschnitts und kann so die eigenen Lebensthemen mit denen der Protagonisten abgleichen. NATUREZA HUMANA ist für die Jury, so ihre Ansicht im Anschluss an eine wirklich spannende Diskussion, vielleicht kein perfekter Film. Aber, da ist sie sich sicher, definitiv ein sehenswerter.
In Abwägung aller Argumente verleiht die Jury dem Film gerne das Prädikat WERTVOLL.