Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Mit einer überbordenden Fantasie wird hier von den beiden Lieben des Protagonisten Bruno erzählt. Zum einen liebt er die Stadt Berlin, die er nicht nur als Flaneur erkundet, sondern auch als ein durch die vielen Filmtricks der Filmemacher beseelten Ort erlebt. Dessen Genius loci wird etwa als eine Schlange deutlich, die sich ihm auf der Straße in Form von sich windenden Plastikröhren offenbart. Auch sonst ist seine Welt eher von animierten Objekten als von realen Menschen bevölkert. Dies ändert sich, als er eine Seelenverwandte findet, die die gleiche Art von bildnerischer Poesie wie er auslebt, aber als ewig Reisende nicht an einem Ort verwurzelt ist. Von jener doppelten Romanze erzählt Erik Schmitt in immer neu überraschenden, komischen und originellen Trickaufnahmen, bei denen etwa überall in der Stadt Pfeile auftauchen, die Bruno zu seinem ersten Treffen mit seiner späteren Komplizin führen. All diese Effekte dienen der Geschichte, die auch dadurch an Tiefe gewinnt, dass Bruno seine eigene Isolation erkennt und über seine Arroganz, mit der er seine Mitmenschen als ignorant ansieht, selbstkritisch reflektiert. Die Romanze wird ohne Pathos erzählt, und so kann es sich Erik Schmitt sogar leisten, einen Stich in Brunos Herz plastisch darzustellen, ohne dabei je schwülstig zu wirken. NASHORN IM GALOPP ist ein mit viel Liebe zum Medium Film produziertes Meisterwerk – ganz und gar analog gebastelt und dennoch auf der Höhe der Zeit.