Nachmittag in Siedlisko

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Eine junge Kleinfamilie befindet sich auf der Fahrt zur Hochzeit ihres polnischen Au-pair-Mädchens, als eine Motorpanne sie zu einem unfreiwilligen Stopp im Nirgendwo zwingt.
Hier begegnet die Tochter einem Jungen aus dem Dorf Siedlisko, das noch nicht einmal auf der Autokarte verzeichnet ist. In poetischen Bildern und mit treffender musikalischer Untermalung erlebt der Zuschauer gemeinsam mit den beiden Kindern die wohl schönsten Stunden dieses Urlaubs. Die Hochzeit, der eigentliche Höhepunkt der Reise, gerät für das Mädchen vollkommen in den Hintergrund, was für sie zählt, ist das hier und jetzt, die stille, sprachlose Vertrautheit zwischen beiden Kindern. Vor allem das Spiel des Mädchens ist von beeindruckender Stärke, niemals wirkt sie instruiert oder ihr Spiel von außen gesteuert.
Das es letztlich nicht zu einem höheren Prädikat reichte, liegt an den von Teilen des Ausschusses als zu sehr in die Länge gezogenen Szenen zwischen den Kindern, etwa beim Spielen im Wald, der ins Oberflächliche abgerutschten Bildsprache zum Ende hin (Ball fällt wieder aus dem Baum, als die Familie weiterfährt) und der nicht von allen Mitgliedern als ausreichend empfundenen poetischen Kraft der Bilder, was zum Teil auch an der Aufnahmetechnik (Mini-DV) liegt.