Filmplakat: My Way

FBW-Pressetext

Ein wichtiger Film über die Geschichte einer Flucht und eines Neuanfangs in Deutschland: Ruhig inszeniert, berührend feinfühlig erzählt.

Hussain Hussaini ist in einem afghanischen Bergdorf aufgewachsen und entschließt sich als junger Mann zur Flucht nach Europa. Der Film von Jakob Gatzka begleitet seinen langen, über Jahre dauernden Weg über den Balkan bis hin nach Deutschland. In sein neues Zuhause. Mit großer Empathie und einer Fülle an interessanten Gesprächspartner*innen bereitet der Dokumentarfilm sein Thema auf sachliche und doch emotionale Weise auf.

In seinem Film behandelt der Regisseur Jakob Gatzka ein hochaktuelles und relevantes Thema, indem er einen einzelnen Protagonisten ins Zentrum seiner Erzählung stellt und an seinem Schicksal anschaulich verdeutlicht, wie sich Flucht für Menschen anfühlen muss, wie sie sich betrügerischen Schleppern anvertrauen, all ihr Geld dafür hergeben, sich auf eine unsichere und gefährliche Reise begeben, nur um für einen kleinen Funken Hoffnung ein neues Leben in der Fremde zu beginnen. Um sein wichtiges Thema in einen breiteren Kontext einzuordnen, interviewt Gatzka neben Hussain Hussaini auch andere Geflüchtete, aber auch Politiker*innen wie Claudia Roth und Christian Ude, Journalist*innen wie Natalie Amiri und ehrenamtliche Helfer*innen, die 2015 dabei halfen, den Ankommenden eine gute Erstversorgung zukommen zu lassen. Die Interviews sind klug und mit Ruhe montiert, sodass die eindringlichen Statements als reflektierte Auseinandersetzung mit einem hochkomplexen Thema auf die Zuschauenden wirken können. Und doch steht im Zentrum der Dramaturgie immer wieder Houssains Schicksal. Ein Schicksal, dem man während des Films so nahekommt, dass man eine Beziehung zu ihm aufbaut. Ein Schicksal, das einen noch lange beschäftigt, nachdem der Film zu Ende ist.
Prädikat besonders wertvoll

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.
Ein afghanisches Bergdorf war die Heimat von Hussain Hussaini und seinen Eltern. Als dieses von den Taliban überfallen wurde, floh die Familie in den Iran, wo sie aber auch nicht in Sicherheit leben konnte. Als Hussains Vater spurlos verschwunden ist, hatte seine Mutter keine andere Wahl, als ihren Sohn Richtung Europa ziehen zu lassen. Seine abenteuerliche Flucht führte ihn über die Türkei, wo er lange bleiben musste, mit dem Schlauchboot nach Griechenland. Auch dort dauerte es zwei Jahre, bis er sein Ziel Deutschland erreichten konnte. Das Land, das nach einem langen, aber erfolgreichen Asylverfahren zu seiner neuen Heimat wurde. Hussains Schicksal steht stellvertretend für so viele andere dramatische Fluchtgeschichten und ist letztlich auch die Bestätigung für eine erfolgreiche Integration, was vielen anderen aber auch nicht gelingt. In jahrelanger Arbeit suchte Autor und Regisseur die Fluchtstationen von Hussain in Afghanistan, dem Iran, der Türkei und Griechenland auf, teilweise auch in Begleitung von Hussain selbst. Dies gibt dem Film eine besondere Authentizität sowie filmische Dichte und schafft für die Zuschauenden auch eine emotionale Verbindung. Ein großes Pfund sind die Statements von Claudia Roth, Heinrich Bedford-Strohm, Natalie Amiri, Minister Herrmann, Gerald Knaus, Claus-Peter Reisch u.a., die nicht nur über die bundesweite Flüchtlings-Diskussion nach 2015, sondern auch sehr intensiv über die dringende Hilfe und Unterstützung bei der Integration der Flüchtlinge sprechen und einen generellen Appel an Menschlichkeit und die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention richten. Wenn Hussain über die lange Dauer des Asylverfahrens spricht, gleichzeitig aber keine Sprachkurse besuchen kann, keiner Arbeit nachgehen kann, bekommt der Zuschauer ein eindrucksvolles Bild von der teilweise verzweifelten Situation von Geflüchteten, die nach einem langen und leidvollen Weg erst noch ewig vor einer Abschiebung zittern müssen, bevor sie Deutschland ihre neue Heimat nennen dürfen. Eindrucksvoll die Szene der Anhörung von Hussain beim BAMF. Dass Flüchtlinge dabei auch selbst die Initiative ergreifen können, beweisen die Szenen von den Proben zum Musiktheater mit Menschen aus vielen Ländern. Da passt auch ein sehr berührendes privates Statement einer Flüchtlingshelferin bestens dazu. Ein Lob verdient die gute Kameraführung, sicher auch unter nicht einfachen Bedingungen, und die gute Tonarbeit. Ein präzises Drehbuch gab die gekonnte Einbettung der jeweiligen Statements in den Film vor. Dies auch dank einer sehr guten Montagearbeit. Insgesamt sieht die Jury MY WAY als einen wichtigen Film, der zwar emotional berührt, aber sein wichtiges Engagement sehr sachlich und unaufgeregt zu vermitteln mag.