Mutter Mutter Kind - Let's do this differently
FBW-Pressetext
Langzeitdokumentation über ein ungewöhnliches Familienuniversum. Ein sensibles, kluges und beeindruckendes Plädoyer für Diversität, Toleranz und Vielfalt.Pedi und Anny sind ein glückliches Paar. Doch den beiden Frauen fehlt ein Kind zum Glück. Über eine Annonce finden sie 2009 Eike, durch dessen Hilfe sie insgesamt drei Söhne bekommen. Als sich Jahre später ein Mädchen namens Linn meldet, die ihre Brüder kennenlernen will, ist dies der Beginn einer ungewöhnlichen Familiengeschichte. Die Langzeitdokumentation in der Regie von Annette Ernst begleitet über 13 Jahre lang zwei lesbische Paare, ihre Kinder und den Erzeuger. Mit großem Einfühlungsvermögen und sensiblem Gespür ist dieser Film ein großartiges Plädoyer für Toleranz, Diversität und den Mut, eigene Wege zu gehen.
Man spürt die große Nähe, die die Regisseurin Annette Ernst zu den Protagonist:innen im Lauf der Zeit entwickelte. Eine Nähe, die diesen Film in vielen Momenten von innen heraus mit ganz viel Wärme erleuchtet. Ohne Berührungsängste scheinen sich Kamera und Regie im Familiengefüge zu bewegen, dabei verliert Ernst dennoch nie die künstlerische Distanz. Dramaturgisch klug gebaut, erzählt der Film nicht nur viel über die Mütter, die sich den großen Wunsch der Mutterschaft in ihrer lesbischen Partnerschaft erfüllen möchten, sondern auch über die Rolle des Vaters – hier insbesondere Eike als Samenspender – die sich im Rahmen dieses ungewöhnlichen Familienbilds erst neu finden muss. Von Klein bis Groß sind alle Protagonst:innen reine Glücksgriffe. Und man betrachtet mit großer Zuneigung und auch Spaß die sich stets erweiternde Familie und das Aufwachsen der Kinder, die im Verlauf der 13 Jahre eigene Persönlichkeiten entwickeln und doch so viel von ihren Müttern und dem Vater widerspiegeln. Eine hochinformative Ebene eröffnet der Film durch die wiederholte Einbindung von Gesetzesgrundlagen, die auch sinnbildlich für gesellschaftliche „Normen“ stehen. Doch ist die Frage, was eine Familie definiert, nicht eigentlich eine sehr persönliche? Die jeder und jede für sich definieren darf und muss? MUTTER MUTTER KIND ist ein warmherziges Familienporträt. Und dazu ein kluges, reflektiertes und sensibel-eindrückliches Plädoyer für Selbstbestimmung, Diversität, Toleranz und Vielfalt.
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
---|---|
Regie: | Annette Ernst |
Drehbuch: | Annette Ernst |
Kamera: | Nina Werth |
Schnitt: | Anja Lüdcke |
Musik: | Frankie Chinasky |
Jugend Filmjury: | Lesen Sie auch, was die Jugend Filmjury zu diesem Film sagt... |
Länge: | 97 Minuten |
Kinostart: | 20.10.2022 |
Verleih: | JIP Film und Verleih |
Produktion: | Stoked Film, jip film und verleih; |
FSK: | 12 |
Förderer: | BKM; DFFF; HessenFilm und Medien |
Jury-Begründung
Mit MUTTER MUTTER KIND ist Annette Ernst ein ganz und gar außergewöhnlicher Film gelungen. Eine Langzeitdokumentation, die Königsdisziplin des Dokumentarfilms. Über 12 Jahre hinweg dürfen wir die Entwicklung und das Anwachsen zweier Patchworkfamilien begleiten, Kinder aufwachsen sehen, Einblicke in komplexe Familienkonstellationen und -geschichten erhalten. Wir betrachten eine wunderbar fotografierte Zeitreise, die so ungefähr jedes Thema streift, das sich stellt, wenn zwei lesbische Paare von demselben Samenspender zahlreiche Kinder bekommen.Die Regisseurin ist ihren Protagonistinnen und Protagonisten in den langen Jahren sehr nahe gekommen, was den Film gelegentlich mit Informationen überbordet. Dazu finden sich kurze historische Erläuterungen zur Geschichte der Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen.
Herausgekommen ist ein überzeugendes, komplexes, gelegentlich sogar witziges Plädoyer für die Diversität familiärer Lebensformen und die Fähigkeit von Menschen, neue Wege zu gehen, auch wenn es dafür bislang keine Vorbilder gibt. Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. MUTTER MUTTER KIND lässt uns daran teilhaben.