Moritz Daniel Oppenheim
FBW-Pressetext
Im Jahr 2015 enthüllte die Stadt Hanau auf dem Freiheitsplatz ein Denkmal. Es trägt den Namen „Moritz und das tanzende Bild“ und ehrt einen Künstler, dessen wichtiger Beitrag zur jüdischen Kunst- und Kulturgeschichte lange Zeit nicht beachtet wurde: Moritz Daniel Oppenheim. Oppenheim traf Goethe, bereiste Europa und wurde von Kritikern für seine herausragende Malerei stets gelobt. Und doch ist bisher wenig über den Mann erforscht, der im Jahr 1800 in Hanau geboren wurde, bis zu seinem Tod im Jahre 1882 in Frankfurt lebte und einmal als „Maler der Rothschilds und Rothschild der Maler“ bezeichnet wurde. Rund ein Drittel seiner Bilder gilt als verschollen, doch die, die erhalten sind, lassen einen einzigartigen Blick auf das jüdische Alltagsleben seiner Zeit zu, das er wie kein anderer porträtierte und somit als der erste jüdische Künstler gilt, der zu Lebzeiten weltweite Berühmtheit erreichte und über eine akademische Ausbildung verfügte. Die junge Filmemacherin Isabel Gathof geht in ihrem ersten abendfüllenden Dokumentarfilm verschiedene Wege, um Oppenheim zu porträtieren. Zum einen spricht sie mit einer promovierten Oppenheim-Expertin, dem Leiter des Jüdischen Museums in Frankfurt, einem israelischen Rabbi, der eine ganz besondere persönliche Beziehung zu Oppenheims Werk hat, sowie mit einer Nachfahrin Oppenheims, die sich mit der Filmemacherin zusammen auf Spurensuche nach ihrem berühmten Vorfahren begibt. Hier erfährt der Zuschauer viel Essentielles und Interessantes über den Künstler, seine Werke und seine Zeit. Die erhaltenen Bilder Oppenheims werden dabei nicht analytisch seziert, sondern mit Geschichten und Beobachtungen in einen kulturell und gesellschaftspolitisch relevanten Kontext gestellt. Immer wieder aber unterbricht Gathof dieses Vorgehen und begleitet filmisch die Erschaffung des Oppenheim-Denkmal. Von der ersten Plastik über das Gießen der Skulptur bis hin zur Errichtung und Enthüllung des Denkmals in Hanau wird man Zeuge des Prozesses, unterlegt von wechselnder musikalischer Begleitung durch das Streichquartett der Neuen Philharmonie in Frankfurt. So hat man als Zuschauer die Chance, nicht nur Oppenheim als Künstler, sondern auch als „Vermächtnis“ an die heutige Welt kennenzulernen. Der Dokumentarfilm MORITZ DANIEL OPPENHEIM gibt eine spannende und lehrreiche Einführung in das Werk eines wichtigen Künstlers, die neugierig darauf macht, seine Bilder für sich zu entdecken.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Isabel Gathof |
Drehbuch: | Isabel Gathof |
Kamera: | Nic Mussell; Carla Muresan; Alexander Vexler |
Schnitt: | Isabel Gathof |
Musik: | Christos Kessidis; Jens Troester |
Länge: | 101 Minuten |
Kinostart: | 25.10.2018 |
Verleih: | Real Fiction |
Produktion: | FEINSHMEKER FILM Isabel Gathof |
FSK: | 0 |
Förderer: | HessenFilm und Medien |
Jury-Begründung
In diesem dokumentarischen Porträt des Titel gebenden Malers stehen zwei Themen im Zentrum: Judentum und Kunst. Diese stehen in enger Wechselwirkung, da Oppenheim als der erste jüdische Maler gilt. Der Film entstand anlässlich der Errichtung eines Groß-Denkmals und eines Bildnisses für den Künstler auf dem neugestalteten Freiheitsplatz seiner Geburtsstadt Hanau.Der Film verwebt die Herstellung dieses Denkmals mit einem Porträt des Malers, in dem es um seine Identität als Maler, Bürger und Jude geht. Es gibt demzufolge eine historische Betrachtung, in der Experten zu Wort kommen, um sein Werk und Leben einzuordnen und angemessen zu würdigen und eine Nachfahrin, die persönlichere Dinge erzählt. Der Handlungsstrang zur Herstellung des Denkmals zeigt zunächst detailliert die Entstehung des Bildnisses durch den französischen Bildhauer Pascal Coupot und wendet sich im zweiten Teil des Films dem Stahldenkmal Robert Schads zu. Hier wird aber weniger der künstlerische Prozess gezeigt als vielmehr der Transport des Großdenkmals an seinen Bestimmungsort auf dem Freiheitsplatz in Hanau.
Die Experten sind gut gewählt und vermitteln auf verständliche und teilweise mitreißende Weise die Bedeutung des Malers sowie Wissen über den Alltag jüdischen Lebens, das sie aus bekannten Exempeln der Historien-, Porträt- und Genremalerei des Künstlers ableiten. Wie Oppenheim sich jedoch zu den zahlreichen Kunstrichtungen im 19. Jahrhundert, die den Weg zur modernen Kunst ebneten, verhielt, wird allenfalls angerissen (auch das Verhältnis zur aufkommenden Fotografie, die zur großen Konkurrenz für die Porträtmalerei wurde, spielt keine nennenswerte Rolle). In den Augen der Jury wäre es wünschenswert gewesen, diesem Thema etwas mehr Beachtung zu schenken. Zudem ist es sicherlich nachvollziehbar, dass im Zuge der Feierlichkeiten in Hanau auch das Grab des Künstlers als Ort des Gedenkens einbezogen wird, doch hätte sich die Jury diese Sequenz etwas kürzer gewünscht, ; was sich auch auf den Transport des Großdenkmals übertragen lässt.
MORITZ DANIEL OPPENHEIM ist ein gelungener, klassisch gestalteter Dokumentarfilm über eine wichtige Künstlerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts, der zudem auf eingängige Weise Wissen über jüdische Kunst vermittelt.