Morgen irgendwo am Meer

Filmplakat: Morgen irgendwo am Meer

FBW-Pressetext

Die Verfilmung des gleichnamigen erfolgreichen Young-Adult-Buches ist ein sonnig-leichtfüßig erzählter Roadtrip, der auch durch das perfekt harmonierende Spiel der Jungdarstellenden berührt und begeistert.

Das Abitur ist geschafft, endlich! Doch bevor der ultimativ letzte Sommer der Jugend vorbei ist, möchte Konrad mit Romy, die er seit Kindertagen kennt, noch eine Reise unternehmen. Ein Road-Trip nach Lissabon. Romy weiß nicht so recht. Mit Konrad verbindet sie zwar eine gemeinsame Geschichte, aber sie würde auch gerne etwas mit ihrem Freund Julian unternehmen. Also fahren die drei zusammen los – und nehmen unterwegs die lebenslustige Nele mit. Und während die Autofahrt alle Vier immer weiter Richtung Süden treibt, lernen sie nicht nur etwas über Freundschaft und Liebe. Sondern viel mehr noch, wie wichtig es sein kann, loszulassen. Um etwas Neues zu beginnen.

Der Nachwuchsregisseur Patrick Büchting hat für seinen ersten Langfilm das Jugendbuch „Morgen irgendwo am Meer“ von Adriana Popescu für die große Kinoleinwand übersetzt und für die spannende Dynamik der vier Figuren wunderschöne, sonnige Bilder gefunden, die große Urlaubslust versprühen. Die Besetzung mit unverbrauchten jungen Darsteller:innen ist ein absoluter Glücksgriff, denn nicht nur harmonieren alle Vier wunderbar miteinander, sie überzeugen darüber hinaus durch ihr sehr natürliches Spiel und machen mit einem Höchstmaß an Authentizität die Konflikte und Gefühlswelten junger Menschen zwischen Jugend und Erwachsensein nachvollziehbar. Die sehr gute Kameraarbeit von Sebastian Berghaus und die durch das Drehbuch geschickt erdachte Dramaturgie schaffen eine filmhandwerklich überzeugende, kluge und mitreißende Mischung aus Coming-of-Age, Jugendfilm und Roadmovie. Ein mehr als geglücktes Filmdebüt, das die Zuschauenden mit einem sonnigen Strahlen aus dem Kino entlässt.

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Film von jungen Menschen für junge Menschen, das ist die Prämisse des erfrischenden Coming-of-Age Roadmovies MORGEN IRGENDWO AM MEER. Zusammen mit einer ungleichen 4er-Gruppe an Abiturient:innen geht es in einem alten Mercedes nach Portugal, in dieser wundervollen Zeit zwischen Ende der Schule und Beginn des „richtigen Lebens“.

In Patrick Büchtings Verfilmung von Adriana Popescus gleichnamigen Roman ist schnell klar: Es sind die letzten Wochen Unbeschwertheit, dann ändert sich alles. Romy geht nach dem Abi so weit weg wie möglich, Julian macht seine Eltern stolz und studiert etwas „richtiges“, nur Konrad wird bleiben: Er hat die Schule nicht geschafft und darf eine Extrarunde drehen. Es ist also die letzte Chance, um Sachen zu sagen, die sonst für immer unausgesprochen bleiben, und Dinge zu tun, die man nie wieder tun würde. Dass diese emotionale Bürde nicht erdrückend wirkt, ist der unprätentiösen Inszenierung des Regisseurs und seines sympathischen Casts zu verdanken.

Obwohl es in Sachen Backstory zur Sache geht, überwiegt der Sommer-Charme und leichte Tonfall der Erzählung. Das bedeutet jedoch nicht, dass leichtfertig über emotionale Tiefen und Brüche in den Beziehungen hinweggegangen wird, im Gegenteil (besonders gelungen: Romys Zusammenbruch in Arles). Es gibt viel zu entdecken bei den zuerst drei, dann vier Unfreiwilligen der Reisegesellschaft. Doch man stellt sich diesen Fragen gerne, fast nebenbei, und dadurch erreichen sie eine besondere Tiefe. Dann überrascht die Erzählung mit originellen Wendungen, die einen neu hinterfragen lassen, in der Sicherheit, dass entlastende Momente nicht weit sind. Das episodische Erzählschema des Roadmovies trägt hier positiv dazu bei.

Die vier Charaktere jongliert der Film mit Leichtigkeit und gesteht trotzdem jeder Figur einen eigenen Entwicklungsbogen und eine Form von Happy End zu. Das ist in Zeiten großer Unsicherheit, mit denen Heranwachsende mehr denn je konfrontiert sind, mehr als nur der naive Wunsch nach Idylle. Es ist eine Form von Utopie, die da im Mercedes geschildert wird. Man kann kaputte Beziehungen wieder aufnehmen und die eigene Zukunft in die Hand nehmen – oder eben nicht, auf jeden Fall hat man eine Wahl!

Mancher Dialog wirkt hölzern und es wird sich zu sehr auf die tragische Backstory als Antrieb verlassen. Dies gilt es aber angesichts des Mikro-Budgets und engagierten Debüts, das zum Teil über Crowdfunding finanziert wurde, zu vernachlässigen. Was bleibt, ist eine authentische Momentaufnahme über eine besondere Zeit im Leben, die durchgängig unter dem Ansatz Peer-to-Peer zu verstehen ist.

Die FBW-Jury vergibt nach ausgiebiger Diskussion und Abwägung aller Argumente gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.