Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Till Passow führt den Zuschauer mit seinem Kurzfilm nach Pakistan zu dem Kultereignis in Mango Pir am Stadtrand von Karatchi. Dort wird ein angeblich 120 Jahre altes heiliges Krokodil verehrt. Ihm werden Opfer wie Ziegenfleisch dargebracht. Die Gläubigen erhoffen, dass sich ihre Wünsche erfüllen, wenn das Krokodil die Gabe annimmt und sich einverleibt. Farbenpracht und Bilderfluten bestimmen diesen Kurzfilm. Verschiedene Teilnehmer des Sheedi Mela Festes erteilen Auskünfte. Legenden werden in Kurzform erzählt. Aus heiligen Läusen sind demnach die heiligen Krokodile entstanden. Der Film ist „nah dran“ - nah an den Krokodilen und nah an den Ritualen. Die Kamera taucht in die Menge ein. Die Schlachtung der Opfertiere wird gezeigt, Blut spritzt - Tänze, Gesänge, Pilger werfen sich rhythmisch zu Boden … - immer wieder sind auch viele Fliegen auffällig im Bild. Man erfährt außerdem, dass einige Teilnehmer des Festes ihren Glauben ausgehandelt haben; sie forderten zuvor ein Wunder, das die Heiligkeit und die magische Macht beweist. In der Diskussion wurde von einigen Jurymitgliedern kritisch angemerkt, dass der Film partiell über touristisch-voyeuristische Effekte nicht hinausgelangt. Ferner wurde moniert, dass das Filmmaterial nur schwach strukturiert ist. Anderseits wurde gewürdigt, dass der Film dennoch interessante Einblicke vermittelt, die neugierig auf weitere Informationen machen. Näheren Aufschluss, beispielsweise über die im Film gezeigten Trance-Tänze und oralen Überlieferungen können Interessenten heutzutage ggf. aus der Informationsressource des Internets beziehen. Ethnologische Analysen, die von einem Kurzfilm natürlich nicht zu erwarten sind, wären eventuell in wissenschaftlichen Bibliotheken zu suchen. Der Film könnte vielleicht einige Zuschauer zu derartigen Recherchen anregen und ihre Neugier wecken.