Einem kleinen niederländischen Dorf dämmert im Jahr 2039 die Klimakatastrophe. Längst sind die Menschen dem wohl Unvermeidbaren hörig geworden. Ein internationales Klimatribunal zieht durch die Lande, ausschließlich zum Zwecke, der Natur ein Menschenopfer darzubieten. Fakten sind Glauben gewichen, denn nur mit dem Opfer, so die Überzeugung, lässt sich dem Klimawandel noch Einhalt gebieten. Dass diese unglaublich beklemmende Dystopie gar nicht so fern jeder Realität erscheint, macht den grandios erzählten Kurzfilm von Job Antoni Schellekens, der auch das Drehbuch verfasst hat, nur noch bedrückender. So wortkarg sich manche Menschen im Norden geben, so sehr sitzt jeder Satz, jedes noch so gehauchte Wort im Angesicht des Schlammlochs, das für das Menschenopfer das nasse Grab bedeuten soll. Darin entwickeln sich eine melancholische Erzählökonomie wie auch ein grotesker Humor, der dem Stil des schwedischen Regisseurs Roy Andersson in nichts nachsteht und so ist MODDERGAT ein Kurzfilmwerk, dessen Filmschaffende man im Auge behalten sollte.
Im Jahr 2036 ist die Klimakrise abgewendet, doch die globale Gesellschaft hat sich so verändert, dass zur Buße alljährlich Menschen rituell geopfert werden. Dass solch ein Opferfest ausgerechnet in einem idyllischen Küstendorf in den Niederlanden stattfindet, verleiht dem Film MODDERGAT eine ganz eigene beklemmende Stimmung. Der Drehbuchschreiber Job Antoni hat seine düstere Zukunftsvision genau durchdacht und außerdem die passenden filmischen Mittel gefunden, sodass ihm mit MODDERGAT ein satirischer Kurzfilm mit viel schwarzem Humor gelungen ist. So benimmt sich das internationale Komitee, das die Zeremonie durchführt, wie eine Gruppe von Bürokraten, die keinerlei Mitgefühl für das durch eine Lotterie ausgewählte Opfer aufbringen. Stattdessen unterhalten sie sich über touristische Attraktionen in den Niederlanden und nennen einen Fluchtversuch des Opfers „inakzeptabel“. Das Opfer akzeptiert sein Todesurteil zuerst mit einem absurd wirkenden Gleichmut und auch seine Verweigerung kurz vor dem Ritual wirkt seltsam halbherzig. Antoni erzählt mit viel dramaturgischem Geschick und dabei erstaunlich unaufgeregt, wodurch die Unmenschlichkeit des mörderischen Verwaltungsakts umso eindrucksvoller wirkt. Sein Film überzeugte, ja begeisterte die Jury, sowohl durch das raffinierte Drehbuch wie auch durch die erfindungsreiche Gestaltung. Sehr gerne zeichnet die Jury den Film mit dem höchsten Prädikat BESONDERS WERTVOLL aus.