Kurzbeschreibung

Der Animationsfilm MILCH veranschaulicht auf einfache Weise, wie konventionelle Milchkühe eingesetzt werden. Was würde passieren, wenn Menschen auf diese Weise eingesetzt würden?
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm; Fiction
Regie:Jennifer Kolbe
Länge:4 Minuten
Produktion: Jennifer Kolbe

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der FBW-Hauptausschuss hat dem Film das Prädikat wertvoll verliehen.

Was wäre, wenn Menschen auf die Art und Weise ausgebeutet und verwertet werden würden, wie Menschen das mit den sogenannten Nutztieren tun? Diese so einfache wie zugleich ethisch aufgeladene Frage stellt Jennifer Kolbe in ihrem Animationsfilm mit klarem Konzept und strenger Ästhetik: In flächiger Grafik, die an Erklärvideo-Animationen erinnert, zeigt sie weibliche Körper, die von rhythmisch-mechanisch sich bewegenden Maschinen befruchtet und auf Fließbändern gehalten werden, bis der Nachwuchs von ebenfalls industriell zugreifenden Zangen aus ihren Leib gezogen werden kann. In weiteren Szenen wird der Milchgewinnungsprozess illustriert, der in die industrielle Käseherstellung übergeht. Der Nachwuchs wird unterdessen ebenfalls industriell gefüttert und aufgezogen, bis schließlich die Verarbeitung zu Hackfleisch und Würsten ansteht. Zum Schluss werden erschöpfte Leiber bis zum letzten ausgesaugt und dann achtlos entsorgt.
In der flächigen Animation steht das immer gleiche Rot für die menschlichen Leiber, während die Maschinen mit ihren Zangen, Kolben, Haken und Fließbändern in weiß gehalten sind. Die Gleichförmigkeit korrespondiert mit der gleichgeschalteten Brutalität der industriellen Lebensmittelproduktion, die kein Entkommen und keine Gnade kennt. Die Tongestaltung setzt dazu wirkungsvoll Akzente, indem sie das Saugen, Stampfen und rhythmische Vorwärtsdrängen des industriellen Prozess betont und nur leicht überzeichnet.
Derart effektvoll setzt Kolbe ihre ästhetischen Mittel ein, dass den Zuschauern immer unwohler wird, je länger sie schauen; stellenweise tut das Zuschauen regelrecht weh. Die Jury lobte die Strenge und Konsequenz des Films, der im erbarmungslosen, und deshalb auch überraschungslosen Durchbuchstabieren seiner Idee überzeugt. Dem Film gelingt der Appell gegen die Grausamkeit der industriellen Fleisch- und Milchproduktion. Die schnörkellose Stringenz der Darstellung bereitet zwar keine Freude, leuchtet aber angesichts der Thematik als richtig und radikal ein.