Métisse
FBW-Pressetext
Die Identität eines Menschen – wie definiert sie sich eigentlich? Sind es die Herkunftsorte unserer Eltern? Sind es die Kulturen, Traditionen, die wir erlernen und beigebracht bekommen? Oder sind wir alle am Ende eine Mischung aus dem, was wir mitbringen und dem, was wir selbst definieren? Die Filmemacherin Odessa Choi ist als Tochter französischer und Hongkong-chinesischer Eltern in Deutschland aufgewachsen. In ihrem Foto-Dokumentarfilm reflektiert sie darüber, welcher Kultur sie sich eher zugehörig fühlt. Die liebevoll ausgesuchten und klug montierten Fotografien zeigen, unterlegt von dem gleichzeitig reflektierenden und verschmitzt humorigen Kommentar der Filmemacherin selbst, dass sie sich eigentlich gar nicht entscheiden muss. Denn am Ende ist jeder Mensch mehr als die Summe der einzelnen Teile. Doch diese einzelnen Teile – ob es nun eine Reise zu den eigenen Wurzeln, Erfahrungen in der Kindheit oder auch ein Lieblingsessen ist – definieren das, was jeden Menschen einzigartig macht. Eine hochgradig sympathischer Collage-Film und eine Feier für die Schönheit eines multinationalen Regenbogens der Kulturen.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Odessa Choi |
Drehbuch: | Odessa Choi |
Kamera: | (Animation) Odessa Choi |
Schnitt: | Odessa Choi |
Länge: | 4 Minuten |
Produktion: | Odessa Choi |
Jury-Begründung
In atemlosen nur viereinhalb Minuten verhandelt der Dokumentarfilm MÉTISSE die gerade stark diskutierten Begriffe wie ‚Herkunft‘, ‚Identität‘, ‚Rassismus‘ in Form einer Selbstbetrachtung der Filmemacherin Odessa Choi als Kind französischer und chinesischer Eltern, das in Deutschland aufwuchs.Die Jury zeigt sich beeindruckt vom virtuosen Einsatz verschiedenster Mittel: Dabei geht Choi eben weit über das Einblenden von Familienfotos hinaus, mischt Animationen, Zeitungen, Grafiken ein und bleibt doch – im wahrsten Sinne des Wortes – ganz bei sich und damit beim Thema.
Angenehm aufgefallen ist der Jury dabei auch, dass der Film sich frei macht von Political-Correctness-Selbstzensur, indem zum Beispiel auch auf ‚typische‘ asiatische Augenformen Bezug genommen wird.
Insgesamt strahlt der Film eine frische Natürlichkeit und Unbefangenheit aus, ohne dabei naiv zu sein. Dazu trägt auch die eigene, passende kommentierende, analysierende Off-Erzählung bei, die – bei aller Überlegtheit des Konzepts – spontan und sehr persönlich wirkt.
Insgesamt hätte sich die Jury eine sanfte Verlängerung und etwas größere Ruhe gewünscht, aber auch der auf den Zuschauer einwirkende Themen-Wirbel wurde ebenso sehr gelobt wie die Tatsache, dass hier eine Identitäts- und Migrationsgeschichte ganz ohne Krisen-, Schreckens- und Mahnungs-Worte auskommt.
Gerne verleiht die Jury dem Film das Prädikat ‚besonders wertvoll‘.