Messer im Kopf

1978
Filmplakat: Messer im Kopf

Jurybegründung

Die Mehrheit des Bewertungsausschusses (3:1 Stimmen) erteilte das höchste Prädikat, weil ihr dieser Film in dem Sinne auffällig erscheint, dass ein heute allgemein in der Diskussion befindliches Problem von persönlichen Verhaltensweisen, Motivierungen und Konsequenzhandlungen erleuchtet wird: subjektiv erleuchtet wird, also auf eine Art, die sich wie von selbst der Diskussion öffnet. Dies erscheint der Mehrheit des Ausschusses als bemerkenswertes Qualitätszeichen. Das ist die letzte Konsequenz von Überlegungen, die sich auch im Sinne ausnehmender Zustimmung zu einer Regiearbeit festlegen, der es gelingt, Realität aus ästhetischer Diatanz zu sehen. Sie ist so dicht, so genau, dass selbst ihre Verfestigung zu Positionen nicht als behinderndes Argument geltend gemacht werden kann. Die Bilder haben eine merkwürdige Sogwirkung, sie verwirklichen eine Handlung, deren Logik unbestreitbar ist und deren Bedeutung vor allem darin gesehen wird, dass Kompliziertheiten - vor allem auch der menschlichen Natur - nicht unterschlagen werden. Das ist wirksam ebenso in dem distanziert deskriptiven Teil, dann nämlich, wenn der Hauptakteur - hervorragend gespielt von Bruno Ganz - sich wieder zu artikulieren beginnt, und in jenen emotional getönten Passagen des Schlusses, die die Situation mit gleicher Präzision bezeichnen. Man mag dem Film attestieren, er sei intellektuell im Blick auf psychische Kompliziertheit. Aber gerade dadurch wird eine Distanz möglich, die den Film zu einem Vorfall macht, der der ästhetisch-intellektuellen Verfassung der jungen deutschen Produktion ein bemerkenswertes Zeignis ausstellt.



Theo Fürstenau

Rainer Schirra

Gert W. Settje

Editha Beckmann
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Drama
Regie:Reinhard Hauff
Darsteller:Bruno Ganz; Angela Winkler; Hans Christian Blech; Heinz Hoenig
Drehbuch:Peter Schneider
Länge:113 Minuten
Verleih:Filmverlag der Autoren
Produktion:
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Mehrheit des Bewertungsausschusses (3:1 Stimmen) erteilte das höchste Prädikat, weil ihr dieser Film in dem Sinne auffällig erscheint, dass ein heute allgemein in der Diskussion befindliches Problem von persönlichen Verhaltensweisen, Motivierungen und Konsequenzhandlungen erleuchtet wird: subjektiv erleuchtet wird, also auf eine Art, die sich wie von selbst der Diskussion öffnet. Dies erscheint der Mehrheit des Ausschusses als bemerkenswertes Qualitätszeichen. Das ist die letzte Konsequenz von Überlegungen, die sich auch im Sinne ausnehmender Zustimmung zu einer Regiearbeit festlegen, der es gelingt, Realität aus ästhetischer Diatanz zu sehen. Sie ist so dicht, so genau, dass selbst ihre Verfestigung zu Positionen nicht als behinderndes Argument geltend gemacht werden kann. Die Bilder haben eine merkwürdige Sogwirkung, sie verwirklichen eine Handlung, deren Logik unbestreitbar ist und deren Bedeutung vor allem darin gesehen wird, dass Kompliziertheiten - vor allem auch der menschlichen Natur - nicht unterschlagen werden. Das ist wirksam ebenso in dem distanziert deskriptiven Teil, dann nämlich, wenn der Hauptakteur - hervorragend gespielt von Bruno Ganz - sich wieder zu artikulieren beginnt, und in jenen emotional getönten Passagen des Schlusses, die die Situation mit gleicher Präzision bezeichnen. Man mag dem Film attestieren, er sei intellektuell im Blick auf psychische Kompliziertheit. Aber gerade dadurch wird eine Distanz möglich, die den Film zu einem Vorfall macht, der der ästhetisch-intellektuellen Verfassung der jungen deutschen Produktion ein bemerkenswertes Zeignis ausstellt.

Theo Fürstenau
Rainer Schirra
Gert W. Settje
Editha Beckmann