Menuett
FBW-Pressetext
Charlotte findet es nicht schlimm, allein zu sein. Seit ihr Mann vor zwei Jahren gestorben ist, hat sie sich mit ihrem Leben in dem großen leeren Haus arrangiert. Eines Tages klingelt es und an der Tür steht ein Mann. Er hat einen Eimer dabei und möchte etwas Erde aus Charlottes Garten. Denn vor langer Zeit hat einmal seine Frau, die nun verstorben ist, in Charlottes Haus gewohnt. Und den dazugehörigen Garten über alles geliebt. Mit MENUETT hat der Filmemacher Felix Karolus ein zart-romantisches Kurzfilmmärchen geschaffen, das auf einer wahren Begebenheit beruht und in dem sich die Emotionen auf subtile Weise über die gut gesetzten Bilder und die hervorragenden Schauspieler vermitteln. Mit Thomas Thieme und Senta Berger agieren zwei hochkarätige Charakterdarsteller, die glaubwürdig die vorsichtige Annäherung zweier einsamer Seelen verkörpern. Vor allem Senta Berger gelingt es, mit ihrem fein nuancierten Spiel ohne ein Zuviel an Dialog eine vielschichtige Figur auf die Leinwand zu bannen. Ein wunderschöner und feiner Kurzfilm, der mit Sensibilität und seinen Zwischentönen das Herz berührt.Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm; Romanze |
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Regie: | Felix Karolus |
Darsteller: | Senta Berger; Thomas Thieme; Marlene Morreis; Nara Knöpfle |
Drehbuch: | Wolfgang Aichholzer; Felix Karolus |
Kamera: | Wolfang Aichholzer |
Schnitt: | Gerald Slovak |
Musik: | Johann Sebastian Bach |
Länge: | 11 Minuten |
Verleih: | Aug&Ohr Medien |
Produktion: | Felix Karolus Filmproduktion Felix Karolus |
Jury-Begründung
Eine alltägliche und zugleich eine sehr besondere Geschichte: Senta Berger spielt eine verwitwete Mutter und Großmutter, die alleine in einem Haus mit Garten lebt. Eines Tages klingelt ein Mann (Thomas Thieme) an ihrer Tür, den sie nicht kennt. Er hat eine ungewöhnliche Bitte: Seine inzwischen verstorbene Frau habe ihre Kindheit in dem Haus verbracht und sich vor ihrem Tod noch gewünscht, in ihrem Grab ein Stück Erde aus eben diesem Garten um sich zu haben. Die Witwe hat nichts dagegen und lässt den Mann graben. Später bietet sie ihm Tee an. Sie entdecken Gemeinsamkeiten. Als sich der Mann schließlich verabschiedet, wird klar, dass die Begegnung bei der Witwe etwas in Gang gesetzt hat. Sie betritt, offenbar nach langer Zeit zum ersten Mal wieder, die eingestaubte Werkstatt ihres Mannes. Später setzt sie sich hin und schreibt einen Brief an den unbekannten Besucher.Diesen eigentümlichen Beginn einer aparten Liebesgeschichte erzählt der Regisseur Felix Karolus mit viel Fingerspitzengefühl: Die Situation der von Senta Berger gespielten Witwe wird in zahlreichen Details gezeigt – und eben nicht erklärt. Die sehr aufgeräumte Wohnung, die Kette der kleinen Enttäuschungen, die die Tochter und Enkelkinder bereiten, das Interesse an den Vögeln draußen. In entsprechenden Details wird später auch der Charakter des „Eindringlings“ vorgestellt, in kurzen Blicken auf seine verdreckten Schuhe und ähnliches. Gute filmische Lösungen findet der Regisseur nach Meinung der Jury besonders für die gleichsam symbolischen Momente dieser Begegnung: Wenn die Witwe mit sichtlichem Zögern das Tor öffnet, steht ihre Reaktion auch dafür, dass sie nun vorsichtig ihr Leben für etwas Neues öffnet.
Mit zwei herausragenden Schauspielern in den Hauptrollen – die für die Jury nicht in jeder Szene komplett souverän geführt erschienen – gelingt Felix Karolus eine eindrückliche Momentaufnahme, die interessante Themen wie Alter und Einsamkeit, Verlust und Neuanfang aufgreift und dies lobenswerter Weise vor allem in Szenen und Beobachtungen umsetzt und nicht in erklärenden Dialogen nur behauptet.