Memory Books - damit Du mich nie vergisst
FBW-Pressetext
Im afrikanischen Tempo führt uns diese Dokumentation nach Uganda und hinterlässt das Gefühl, wirklich dabei gewesen zu sein. So wie der Baum ohne seine Wurzeln nicht überleben kann - so ist das auch mit den Menschen, erfahren wir von einer HIV-positiven Mutter. Um genau diese Wurzeln geht es, die in liebevoll und sehr individuell gestalteten Erinnerungsbüchern für und vor allem gemeinsam mit den Kindern entstehen. Jedes Kind sollte wissen, wo es herkommt, wo seine Wurzeln liegen und nach welchen Traditionen seine Familie lebt. Irgendwie paradox, dass die schreckliche Krankheit AIDS den devoten Frauen Ugandas eine neue Stärke und ein Selbstbewusstsein verleiht. Eindrucksvoll.Filminfos
Kategorie: | Spielfilm |
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Gattung: | Dokumentarfilm |
Regie: | Christa Graf |
Drehbuch: | Christa Graf |
Webseite: | kickfilm.com; |
Länge: | 90 Minuten |
Kinostart: | 08.05.2008 |
Verleih: | Stardust Filmverleih |
Produktion: | Kick Film GmbH |
FSK: | 6 |
Förderer: | MFG Baden-Württemberg; BKM; DFFF |
Jury-Begründung
AIDS ist Alltag in Afrika, Millionen von Menschen leiden darunter, sterben und hinterlassen häufig nichts als eine schnell verblassende Erinnerung an ein diffuses „Damals“. So stirbt nicht nur ein Mensch, auch ein großes Stück kultureller Identität geht so Stück für Stück für immer verloren. Gegen diesen Verlust arbeitet das Projekt Memory Book an, das neben dem Wahren des kulturellen Erbes vor allem auch den hinterbliebenen Kindern bei der Bewältigung der individuellen Trauer weiterhelfen möchte.Es gelingt dieser Dokumentation vorbildlich, ein so komplexes Problem auf wenige individuelle Schicksale zu konzentrieren. Der Zuschauer kann diesen Menschen als pars pro toto ein kurzes Stück weit auf ihrem Lebensweg folgen, sich - soweit es ein Film kann - in ihre Lebenswelt einfühlen. Die Kamera ist so dezent, dass nichts gestellt wirkt, die Aussagen und Handlungen von hoher Authentizität sind. Dankenswerterweise wurde auf jegliche folkloristische oder touristische Bilder verzichtet, auch die Kamerafahrten an den Straßen entlang fügen sich ein in die dem gesamten Film zu Grunde liegende Stimmung. Dieser Kontinent ist trotz dieser Katastrophe nicht von Verzweiflung geprägt, sondern zeichnet ein Bild zwischen Apathie und Zuversicht. Depression ist hier ebenso Alltag wie der Blick nach vorne, in eine zwar ungewisse, aber eben doch mögliche Zukunft.
Den Leitfaden bilden hierbei die Memory Books, an deren Entstehung man ebenso Teil hat wie an deren Einsatz bei der Trauerbewältigung. Auch wenn der Film in wenigen Momenten vielleicht redundant wirkt, so gehört er doch fraglos zu den besten Dokumentationen, die aktuell produziert wurden. Wie sich hier an das Thema, die Menschen herangetastet wird, die sensible Kameraführung, die trotzdem die ganze Härte des Problems einfängt und der präzise, einfühlsame aber niemals übertrieben gefühlsbetonte Off-Kommentar machen Memory Books - damit Du mich nicht vergisst zu einem der sonst so gerne grundlos herbei geredeten wirklich „wichtigen Filme“.