Melodies of Barking Dogs
FBW-Pressetext
Ein Vereinsheim auf dem platten Land. Wo nie etwas passiert. Die Luft ist voller Zigarettenqualm, aus der Anlage tönt 80er-Jahre Italo-Pop und die Bierflasche ist oft das Einzige, an dem man sich festhalten kann. Auch Toni und seine Freunde sind heute wieder da, beobachten die anderen Stammgäste, checken ihre Handys und warten darauf, dass vielleicht doch einmal irgendwas passiert. In seinem Kurzspielfilm MELODIES OF BARKING DOGS macht Regisseur Daniel Huss aus einem ‚Nicht-Ort‘ und einer ‚Nicht-Situation‘ einen dichten atmosphärischen Erzählraum und nutzt die lethargisch-gelangweilte Stimmung, um den Fokus auf die Mimik und Blicke der Protagonisten zu setzen. Gerade im Gesicht von Toni offenbart sich eine anrührende Ambivalenz, Unsicherheit und Verlorensein. Die provozierenden Blicke eines anderen jungen Mannes, der mit ihm augenscheinlich flirten will, nur um ihn dann vor der Gruppe vorzuführen, das stumme Beobachten eines tanzenden Paares oder der unbeholfene Versuch, die Initiative zu ergreifen: Elias Maria Burckhardt verkörpert die Emotionen einer Übergangszeit zwischen Kind- und Erwachsensein authentisch und nachvollziehbar. Um seine Geschichte zu erzählen, benötigt Huss so gut wie keine Dialoge. Und doch vermittelt sich die Szenerie sofort, ganz intuitiv. In seiner leisen, unaufdringlichen und bodenständigen Erzählweise ist MELODIES OF BARKING DOGS ein wirklich starker Film. Und ein Versprechen auf weitere Arbeiten des Nachwuchsregisseurs.Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm |
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Regie: | Daniel Huss |
Darsteller: | Elias Maria Burckhardt; Valentin Oppermann; Mieke Schymura; Mikke Rasch; Tristán López; Zlatin Stoychev |
Drehbuch: | Nicola Jakobi |
Kamera: | Kim Hausner |
Schnitt: | Frederik Bösing |
Musik: | Robin Kallenberger; Joel Brüning |
Webseite: | filmakademie.de; |
Länge: | 8 Minuten |
Verleih: | Filmakademie Baden-Württemberg |
Produktion: | Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, SWR/Arte; La Fémis; |
Jury-Begründung
Der Kurzfilm MELODIES OF BARKING DOGS beeindruckt mit seiner sensiblen Inszenierung. Der 8-minütige Coming-of-Age-Film widmet sich dem Spannungsfeld zwischenmenschlicher Beziehungen innerhalb einer Jungs-Freundesgruppe und thematisiert dabei Machtgefüge, sexuelle Orientierung und unterschiedliche Bilder von Männlichkeit. Die non-verbale Kommunikation, insbesondere Blicke und kleine Berührungen, wird von Regisseur Daniel Huss mit großer Raffinesse eingesetzt.Die Hauptfigur Toni, überzeugend dargestellt durch Elias Maria Burckhardt, erhält ein hoffnungsvolles Ende, das sein Empowerment ins Zentrum rückt. Das junge Ensemble agiert glaubhaft, insbesondere in den Szenen, die Grenzübertritte und deren emotionale Auswirkungen thematisieren. Besonders die Tanzszene mit der Barfrau bleibt durch ihre Originalität und emotionale Tiefe im Gedächtnis.
Obwohl MELODIES OF BARKING DOGS mit seiner kondensierten Geschichte und handwerklich gelungener Inszenierung überzeugt, fehlt es den Bildern an Größe, die den Film noch eindrücklicher gemacht hätten.
Die Jury vergibt insbesondere für die klare Fokussierung auf die Themen Selbstfindung und Männlichkeitsbilder, die mit Feingefühl und erzählerischer Präzision in Szene gesetzt wurden, das Prädikat "besonders wertvoll".