Masel Tov Cocktail

Filmplakat: Masel Tov Cocktail

FBW-Pressetext

Dimi ist Jude. Und Russe. Und er lebt im Pott. Für all das kann er nichts. Aber dass er einem Mitschüler die Nase gebrochen hat, als der sich über Juden lustig gemacht hat, dafür kann er was. Also soll sich Dimi entschuldigen. Aber wofür eigentlich? Dafür, dass er sich gegen diesen blöden Typen gewehrt hat? Auf dem Weg zu seinem Mitschüler gehen Dimi einige Sachen durch den Kopf. Wie es ist, Jude in Deutschland zu sein. Und mit welchen Vorurteilen jeder Mensch durchs Leben geht. Bis er oder sie über einen Stein stolpert und sich unbequeme Fragen stellen muss. Oder tut, als wäre das längst Vergangenheit, mit der man nichts mehr zu tun hat. Wie sein Titel kommt auch der Kurzfilm von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch daher wie ein gut gemixter Cocktail. Auf unterhaltsame und selbstironische Weise behandelt MASEL TOV COCKTAIL vielfältige Aspekte rund um das Jüdischsein in Deutschland. Dazu schlägt er eine Brücke von historischen Fakten bis zur subjektiven Erfahrungswelt eines jungen Menschen, der ebenso wenig die Geschichte miterlebt hat wie andere aus seiner Generation, diese aber ständig vor Augen gehalten bekommt. Sei es durch Vorurteile, antisemitisches Gedankengut oder übertriebene Betroffenheitssympathien von Menschen, die sich in political correctness verrennen. Dimi überzeugend frisch und energiegeladen gespielt von Alexander Wertmann, spricht das Publikum direkt an und entlässt niemanden aus der Verantwortung, über das Problem nachzudenken. Die Klischees, die in den Köpfen der Menschen verankert sind, werfen Khaet und seine Co-Autorin Merle Teresa Kirchhoff spielerisch ein, der Rhythmus der Montage von Tobias Wieduwilt ist schnell und die Kamera von Nikolaus Schreiber findet immer wieder überraschende und originelle Bildideen. Neben dem aktuellen Thema schafft MASEL TOV COCKTAIL assoziativ Verbindungen zu historischen Fakten und verweigert sich jeglichem Opferdenken, bis hin zum konsequenten Schlussbild. Ein ehrlicheres Stimmungsbild über unsere Gesellschaft und einen wie selbstverständlich daherkommenden Aufruf zu einem respektvollen Miteinander findet man selten.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Filmemacher Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch nutzen hier die Stilmittel und Konventionen des Lehrfilms, um davon zu erzählen, wie junge Juden heute in Deutschland leben. Dazu nutzen sie verschiedene Filmtechniken wie Schwarzweißfilm, einmontierte Grafiken, schnelle Schnitte, Spielszenen und den direkten Blick des Protagonisten in die Kamera. Und wenn ihr Film deshalb stilistisch ein Cocktail ist, dann ist er es umso mehr auf der inhaltlichen Ebene. Da wird vieles in den Mixer geworfen: Antisemitismus, die oft verquere Art, wie die Deutschen mit ihrer Erinnerungskultur umgehen, Patriotismus, das Problem, dass Juden in Deutschland ständig über die Politik Israels definiert werden oder die Lebensumstände von aus Russland nach Deutschland eingewanderten Juden. Der Protagonist ist ein junger, frecher Sympathieträger, in dessen Lektionen offensichtlich viele eigene Erfahrungen der Filmemacher eingeflossen sind. Nichts wirkt hier ausgedacht, sondern selbst erlebt. Und deshalb können sich die Filmemacher auch diese Freiheit in den filmischen Mitteln „leisten“. Ihr Film ist zwar alles andere als realistisch, beschreibt aber die bundesdeutsche Realität pointiert und authentisch. Und MASEL TOV COCKTAIL ist sehr witzig. So hat er einen großen gesellschaftspolitisch aufklärerischen Wert und ist zugleich unterhaltsam. Er sollte als Lehrfilm in Schulen eingesetzt werden, an dem dann die Schüler*innen viel Spaß haben werden.