Filmplakat: Mascarpone

FBW-Pressetext

In einer Stadt wie Carton City, in der ein skrupelloser Gangster wie Mascarpone sein Unheil treibt und in der die Schüsse der Maschinengewehre und das Heulen der Polizeisirenen alltägliche Begleiter sind, muss man einen Ausweg finden, um der Realität zu entfliehen. Für den jungen Francis ist dieser Ausweg das Kino, in dem er als Vorführer arbeitet. Tag für Tag schaut er begeistert zu, wie die Helden auf der Leinwand dafür sorgen, dass Verbrecher bestraft werden, und ihre bezaubernden Angebeteten nur darauf warten, sich von den Helden retten zu lassen. Als eines Tages Francis‘ geliebtes Hündchen Farfalle von Mascarpone entführt wird, muss Francis sich entscheiden: Will er selbst ein Held sein oder seinen Tagträumen nachhängen? Die Welt, die Jonas Riemer in seinem 14-minütigen Kurzfilm MASCARPONE kreiert, ist liebevoll nostalgisch und erfrischend neu zugleich. Im kongenialen Zusammenspiel von Realfilm und handgefertigter Animation entsteht eine filmische Illusion, die sich vor den großen Vorbildern des Classical-Hollywood-Kriminalfilms nicht verstecken muss. Riemer und sein Team kennen all die Standards, die Bilder, die Motive und blicken auf sie mit einem augenzwinkernden und liebevollen Blick. Die handgemachten Papp-Animationen sind brillant in die Szenerie eingearbeitet, der Rhythmus von Montage und Musik sind rasant, die Darsteller verkörpern ihre Rollenbilder perfekt. So wird MASCARPONE zu einer hinreißenden Genre-Hommage. Liebevoll erdacht, grandios umgesetzt.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Jonas Riemer ist mit »Mascarpone« eine zuhöchst unterhaltsame, temporeiche und überaus liebevolle Hommage an Kintopp und Genrefilm gelungen. Mit scheinbar geringen Mitteln, aber dennoch enorm hohem Kreativaufwand erschaffen die Macher*innen eine komplett eigene Welt, die in vielen Details an das typische Mafia-Amerika der 1930er Jahre erinnert und dabei die Atmosphäre des klassischen Gangsterfilms atmet: Al Capone und Mascarpone, zwei Gangster, deren Namen die Filmwelt zum Klingen bringen. Die Kulissen der Stadt und Requisiten wie etwa die Autos sind aus Papier bzw. Karton gefertigt und vereinen sich mit den realen Schauspielern, den Puppen und der Stop-Motion-Technik zu einer fantastisch funktionierenden eigenen Welt, die einen Großteil ihres Charmes auch daraus bezieht, dass die künstlerischen Verfahren stets transparent bleiben. Viele liebevolle Details in Geschichte und Ausstattung, von Überblendzeichen und Rollenwechsel bis hin zu den stilechten Kostümen und sattem Filmscore, beschwören die Nostalgie des klassischen Hollywoodkinos zum einen und dem Gangsterfilmgenre zum anderen, das in Form und Inhalt sehr trefflich parodiert wird. Wie hier Verfolgungsjagden, Schießereien, erzählerische Doppelfinten und visueller Reichtum zelebriert werden, steht exemplarisch für jene Magie, die Film und Kino bis heute so nachhaltig zu erzeugen vermögen.