Manöver

Kinostart: 03.08.89
1988

Kurzbeschreibung

Ein Leutnant der NVA erlernt das Tango-Tanzen, um eine Sekträrin im BRD-Verteidungsministerium zu verführen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Komödie; Spielfilm
Darsteller:Alfred Edel; Adriana Altaras; Johannes Herrschmann; Elisabeth Zündel
Drehbuch:Helma Sanders-Brahms
Länge:99 Minuten
Kinostart:03.08.1989
Verleih:Kinowelt
Produktion: Helma Sanders-Brahms Filmproduktion, Helma Sanders-Brahms Filmproduktion
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine erstaunliche, teilweise erfrischende Komödie, zuweilen eine Klamotte, über die deutsch-deutschen Befindlichkeiten Mitte der 1950er Jahre.

Im Mittelpunkt steht die Arbeit des militärischen Geheimdienstes der DDR, der einen "Kundschafter" in die Bundesrepublik schickt, um die Weiterentwicklung einer geheimen West-Waffe in den Osten zu schaffen.

Dieser Soldat soll sich dazu - so sein Auftrag - pro forma in die Sekretärin und Geliebte eines Offiziers der Bundeswehr verlieben. Das entwickelt sich jedoch zu einer wahren Liebe, die aber aufgrund der Teilung Deutschlands unerfüllt bleiben wird. Aber bis es soweit ist, erzählt der Film von der ungelösten Situation der Ehe des Offiziers und der Forderung seiner Sekretärin, sich endlich scheiden zu lassen.

Im zweiten Teil des Films ändert sich das Tempo (Mann ist im Manöver!): Der Film wird leichter erzählt, auch die Schauspieler scheinen sich leichter und ungezwungener durch den Film zu bewegen, der inzwischen auf einem Truppenübungsplatz in der Lüneburger Heide und nicht mehr in der Bundeshauptstadt Bonn spielt.

Mit Hilfe des gelungenen Einsatzes von Wochenschau-Material erzählt der Film parallel von der Gründung der Bundeswehr und unterfüttert damit den Fortgang der erzählten Geschichte. Mit der Stabilisierung und Akzeptanz der Bundeswehr wird die West-Ost Geschichte, die uns die Regisseurin erzählt, gleichzeitig auch immer absurder.

Die Frage, warum ein solcher Film, der die starren Fronten in den 1950er Jahren thematisiert, 1988, also zu Zeiten von Glasnost und Perestroika kurz vorm Ende des Kalten Krieges, ins Kino kommt, ließ die Jury etwas ratlos bleiben. Wenn man aber den Film als eine Art Fortsetzung von Deutschland bleiche Mutter, zwar mit anderen Mitteln, aber zeitlich in der Auseinandersetzung der Regisseurin Helma Sanders-Brahms mit der deutschen Geschichte sieht, macht es Sinn, da der Film dort anknüpft, wo der andere aufhört.

Trotz der etwas sich hinziehenden Entwicklung des Films im ersten Teil ist die Grundidee nachvollziehbar umgesetzt. Die Rollen sind mit Adriana Altares und vor allem mit Johannes Herrschmann gut besetzt; und die immer absurder werdende Geschichte ist mit sicherer Hand und ironischem Unterton erzählt. Nicht zuletzt auch auf Grund der geschickt eingesetzten Zeitdokumente Kinowochenschauen entschied die FBW-Jury für besonders wertvoll.