Ludwigsburg - ein SchlossTRAUM
FBW-Pressetext
Was hat ein dreihundertjähriges Barockschloss denn zu erzählen? Verblüffend viel, das zeigt dieser originelle, kurzweilige, witzige Dokumentarfilm, der mit viel Elan und Esprit das Genre des Image-Filmes von Spinnweben und Glattlack befreit. Erfrischend respektlos und ironisch, gewagt und menschlich, einfühlsam und melancholisch sind Gestus und Ton. Gut gewählt sind die Interviewpartner. Dieses Schloss lebt. Es hat Geschichte und es hat Zukunft.Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Sabine Willmann |
Drehbuch: | S. Harten-Preiss; Sabine Willmann |
Länge: | 44 Minuten |
Verleih: | Basis Filmverleih |
Produktion: | die basis Film und Medienproduktion |
Jury-Begründung
.Was hat ein dreihundertjähriges Barockschloss zu erzählen? Persönliches, Vertrauliches, Intimes, Fakten, Begebenheiten, Geschichten. Gesprächig, doch nicht geschwätzig berichtet das Ludwigsburger Schloss aus seiner Geschichte.
Doch nicht nur das Schloss erzählt mit der Stimme von Heidemarie Rohwedder in teils schwärmerischem, teils melancholischem Tonfall über sich selbst in den Zeitläufen, auch reale Personen kommen zu Wort. Der Schlossverwalter, der schon seine Kindheit im Schloss verbracht hat, der Kunsthistoriker, dessen Vater als Briefträger ins Schloss kam und der als Schüler Schlossführungen organisierte und am liebsten alle Touristen-Graffitis der letzten 50 Jahre konserviert wissen möchte. Kunsthistoriker, Archivare, Gäste aus aller Welt, die sogar Ahnen entdecken, besuchen das Schloss, begeistern sich für die 300-jährige Geschichte, die in allen Winkeln und prachtvollen Sälen aufscheint. Auch die in der näheren Umgebung angesiedelten Handwerker und Designer werden am Beispiel eines Mieder-Designers zum Beweis dafür, wie ein Schloss dieser Größe und Attraktivität sein Umfeld beeinflusst.
Der Tonfall wechselt gelegentlich ins leicht Ironische, wahrt jedoch immer Respekt vor der altehrwürdigen Erscheinung. Überhaupt wirkt der Image-Film nicht zu glatt und beweist an vielen Stellen Seele und Einfühlungsvermögen für die vergangenen Jahrhunderte, etwa wenn die zahlreichen Affären Prinz Eugens zur Sprache kommen, der allerdings auch Verantwortung für die Früchte seiner zahlreichen Affären bewies – von 60 Kindern außerhalb der Ehe ist die Rede - und diese zur Ausbildung an seine Akademie schickte.
Vergleiche werden gezogen, Größe und Fläche des Schlosses werden benannt. Die Fakten kommen nicht zu kurz. Auch ein Nekrolog in der Gruft des Schlosses fehlt nicht. Die katholische und die evangelische Seite des Württemberger Fürstengeschlechts werden dem ehrfürchtigen Besucher nicht vorenthalten. Wenn zum Abschluss die Porzellan-Manufaktur von IKH Prinzessin Diana von Württemberg präsentiert wird, kann man die Weltläufigkeit der Württemberger an ihrem Beispiel nachvollziehen. Sie spricht lupenreines Hochdeutsch mit einem charmanten Akzent, alles andere als schwäbisch.
Ein reichhaltiger Film, der durch die ungewöhnliche Textgestaltung vieles zur Sprache bringt. Die Neugier auf das Schloss und seine Geschichte wird geweckt. Die Form des autobiographischen Erzählens fördert die Lust auf weitere Anekdoten, in denen die Zeitläufe lebendig werden.