Lostage

Kurzbeschreibung

Schicksal einer jungen Frau
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Bettina Eberhard
Darsteller:Ulrike Schwab; Till Firit; Heiner Stadelmann; Klaus Heindl
Drehbuch:Bettina Eberhard
Länge:35 Minuten
Verleih:KHM
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln, FH Dortmund
Förderer:Filmstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Man muss sich schon bei den Bauerregeln auskennen, um zu wissen, was „Lostage“ sind: Es sind Tage, an denen sich durch bestimmte Umstände zukünftige Ereignisse wie Wetter oder Ernteprognosen voraussagen lassen. „Wer Rüben haben will, recht gut und zart, der sä’ sie an Maria Himmelfahrt“, lautet so zum Beispiel der Spruch aus den Bauernregeln für den Lostag 15. August.

Doch auch wenn man den Titel des Films nicht ganz versteht, so ahnt man doch, dass dieses dicht erzählte Drama um eine junge Bauernfrau, die als Mann verkleidet einen Hof bewirtet, viel auch mit Aberglauben und bäuerlichen Traditionen zu tun hat. Jakob ist in Wirklichkeit eine junge Frau, die nach dem Tod ihres Vaters alleine den kleinen Hof bestellt. Eines Tages taucht ein junger Mann auf dem Hof auf, der sich ganz langsam in Jakobs Leben breit macht und zu der einsamen jungen Frau eine Beziehung aufbaut. Sie erkennt, dass sie eigentlich trotz ihres männlich geprägten Gehabes lieber eine Frau sein würde. Doch ein alter Aberglaube besagt, dass nur ein Mann diesen Hof besitzen darf, da sonst Unheil über das Dorf kommt. Und so stempelt die eifersüchtige und engstirnige Dorfgemeinschaft den jungen Fremden zu einem schon länger gesuchten Viehdieb ab, den die Polizei schließlich verhaftet und damit aus Jakobs Leben gewaltsam wieder entfernt.

Die etwas mysteriöse Geschichte von zwei Außenseitern, die Opfer einer Art Hexenjagd werden, ist in sehr stimmungsvollen Bildern festgehalten. Ein Grundthema ist dabei auch die Gender-Frage und damit der Zweifel der eigenen Identität, der sich im Verhalten von Jakob, aber auch bei Tom, dem jungen Mann, widerspiegelt. In die Handlung ist nicht nur der bäuerliche Aberglauben eingeflochten, sondern auch Anspielungen auf Sagen von weisen Frauen, die in Zeiten von Gefahr jäh auftauchen und wieder verschwinden, von Schemen im Nebel und urheilvollen Zeichen. Das macht die Handlung zwar recht spannend, aber manchmal auch etwas wirr und unlogisch. Doch insgesamt ist dies ein atmosphärisch reizvoller Film mit guten Darstellern und interessanten Anklängen an das Genre Heimatfilm, auch wenn hier die Heimat vor allem als Gefängnis und weniger als Idyll gezeigt wird.