Lockdown Dreamscape
FBW-Pressetext
Eine Wohnung in Deutschland im Jahr 2020. Corona hat die Welt im Griff. Draußen ist gefährlich. Drinnen bietet Sicherheit. Und so bleiben die Türen verschlossen und man selbst in den eigenen vier Wänden. Doch je länger man ausharrt, immer dieselbe Tapete anstarrt und sich in seinen heimischen Quadratmetern ausbreitet, desto mehr verengt sich der Blick. Und die Objekte scheinen ineinander zu fließen und zu einem einzigen Brei zu werden. Der Film- und Soundkünstler Nicolas Gebbe nimmt sich in seinem neuen Kurzfilm LOCKDOWN DREAMSCAPE dem Thema Corona auf ganz eigene künstlerische Weise an, indem er die Wohnung gleichzeitig als Landschaft und als Reise zelebriert. Wie in einem U-Boot bewegt sich die Kamera zwischen den einengenden Wänden, hier und da sind Objekte wie der Kühlschrank, ein Feuerlöscher, mehrere Keyboards, Bilder, etc. erkennbar. Doch meist scheinen Formen und Farben miteinander eine Verbindung zu einer zähfließenden Masse einzugehen. Wie ein Kaugummi, der die Betrachtenden an sich klebt und mit sich zieht. Als experimentelle Interpretation eines uns alle beherrschenden Themas ist diese Herangehensweise nicht nur ganz eigen, sondern auch besonders. Der meditative Score, von Gebbe selbst komponiert, tut sein Übriges, um eine transzendentale Stimmung zu erzeugen. Ein Film wie ein kunstvoller Traum – experimentell, irgendwie beängstigend und doch faszinierend gleichermaßen.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Nicolas Gebbe |
Drehbuch: | Nicolas Gebbe |
Kamera: | Nicolas Gebbe |
Schnitt: | Nicolas Gebbe |
Musik: | Nicolas Gebbe |
Länge: | 6 Minuten |
Produktion: | Nicolas Gebbe |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Filme über die Zeit der Corona-Pandemie sind bisher auffallend wenige gemacht worden. Nicolas Gebbe nimmt mit seinem computeranimierten Experimentalfilm die Situation des Corona-Lockdowns im Jahr 2020 ins Visier. In einer kontinuierlichen virtuellen Kamerafahrt werden wir auf eine Reise durch zahlreiche Räume und Settings mitgenommen, die wie ein Flug durch die virtuellen Welten eines Computerspiels anmuten. Es sind konkrete Wohnräume, aber auch abstrakte Universen, durch die wir navigiert werden. Die Räume selbst sind ebenfalls permanent in Bewegung, zerfließen oder erweitern sich. Hinter jedem Raum öffnet sich ein weiterer und wir bewegen uns mal durch ein Fenster, mal durch andere indifferent bleibende Öffnungen in weitere Universen der hier ins Surreale getriebenen Lockdown-Erfahrung.Gebbe gelingt es, das Empfinden des Lockdowns als Eingesperrt-Sein und zugleich als Bewusstseinserweiterung immersiv spürbar und– durch die suggestive Tonspur – auch hörbar zu machen. Das Publikum wird dazu animiert, in eine Art Trancezustand zu geraten. Es stellt sich daher in der Jury die Frage, wo dieses Wahrnehmungsexperiment am besten zur Aufführung gebracht werden könnte: Im Kino vielleicht oder – in Endlosschleife – in Ausstellungsräumen? Nach intensiver Diskussion zeichnet die FBW-Jury den Film gerne mit dem Prädikat BESONDERS WERTVOLL aus.