Lines
FBW-Pressetext
Die rote Linie war zuerst da. Oder doch die dunkelblaue? Ist ja auch egal. Letzen Endes will jeder der beiden Farben die Herrschaft über die Leinwand für sich behaupten. Also wird zurückgedrängt, ausgedehnt, sich in Teile zerlegt, ausgewichen. Um jeden Zentimeter wird gekämpft. Bis zum erbitterten Ende. Ein Ende, dem vielleicht ja sogar ein neuer Anfang innewohnt. Oder zumindest eine weiße Leinwand. Der Filmemacher Martin Schmidt erschafft in LINES in nur vier Minuten Lauflänge eine faszinierende Welt, die nur aus abstrakten Strichen besteht und doch eine komplexe Geschichte erzählt. Fast scheint es so, als würden die einzelnen Linien, die mal dünner, mal dicker sind, zu Persönlichkeiten werden, die miteinander kämpfen. Unterstützt wird diese Bildebene dann noch von einem überwältigenden Score aus Musik und Geräuschen. So entsteht, trotz der Reduktion der sorgfältig eingesetzten Mittel, eine Art Überwältigungskino, in das man sogartig hineingezogen wird. Animationsfilmkunst in seiner reinsten Form.Filminfos
Gattung: | Experimentalfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Martin Schmidt |
Drehbuch: | Martin Schmidt |
Schnitt: | Martin Schmidt |
Musik: | Thomas Höhl |
Länge: | 4 Minuten |
Produktion: | Raumkapsel GbR |
Förderer: | HessenFilm und Medien |
Jury-Begründung
Ein aggressiver Kampf entbrennt zwischen Rot und Dunkelblau. Die Grenzlinien zwischen den Farben vibrieren vor Spannung, während sie um ihr Bestehen kämpfen. Doch wer gewinnt? Und was passiert danach?Für die Jury ist LINES in der Regie von Martin Schmidt ein sehr überzeugender, gänzlich abstrakter Experimentalkurzfilm.
Begleitet von einem aggressiven Soundtrack, rhythmisch im 4/4 Takt sorgfältig platziert, erzählt der Film eine Überwältigungsgeschichte. Bild und Ton passen kongenial zusammen, ergänzen und steigern sich gegenseitig in der Wirkung. Dann löst sich die streng konstruktivistisch gestaltete Graphik in pastellig gehaltene weiche Farbflächen auf. Der Soundtrack verändert sich über heftiges menschliches Keuchen zu einem sich beruhigenden ruhigem Ein- und Ausatmen. Das dramatische Spiel mit Farben und Tönen führt am Schluss zu einer entspannten Ruhe, die man dankbar annimmt.
Die Jury vergab für diesen experimentellen Kurzfilm und seinen klugen und dramaturgisch cleveren Spannungsaufbau sehr gerne das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL.