Lindenhotel
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Andreas Fischer; Fayd Jungnickel |
Drehbuch: | Andreas Fischer; Fayd Jungnickel |
Kamera: | Michael Christ |
Schnitt: | Manuela Koch |
Länge: | 65 Minuten |
Kinostart: | 16.11.1990 |
Verleih: | Ex Picturis Filmverleih |
Produktion: | Filmproduktion Les Films de Carotte Andreas Fischer Filmproduktion Les Films de Carotte, Berlin |
Jury-Begründung
"Lindenstraße" war der harmlose Name für die ehemalige Untersuchungshaftanstalt in Potsdam. Als diese nach der Wende an einem "Tag der offenen Tür" für jedermann zugänglich war, benutzten die Autoren die Chance, ehemalige Häftlinge, aber auch Stasi-Mitarbeiter nach ihren Erlebnissen und Ansichten zu befragen.Wenn der Bewertungsausschuss das Ergebnis dieser Befragungen, einen 70-minütigen Interviewfilm, mit dem höchsten Prädikat honoriert, dann vor allem wegen der Behutsamkeit und Sensibilität, mit der die Autoren vorgingen. Trotz spürbarern Zeitdrucks sparten sie jede Effekthascherei und Sensationsmache aus; sie brachten es fertig, gleichsam emotionslos ihre Partner zum Sprechen zu bewegen und auf diese Weise erschütternde Details aus der Erinnerung zu bergen, als forscher Reportereifer ihnen beschert hätte.
Das Resultat dieser Arbeitsweise ist ein maximum an Vermittlung unverfälschter Information, sodass der Zuschauer am Ende unschlüssig ist, ob ihm das Eingeständnis des ehemaligen Aufsehers, er habe sich hier immer wohl gefühlt, stärker unter die Haut geht als die Feststellung eines Opfers, es habe unschuldig wichtige Jahre seines Lebens vergeudet, oder das Entsetzen von Besuchern, die nicht begreifen können, dass sich die Täter von einst heute in Luft aufgelöst zu haben scheinen und das mitten in Potsdam.
Die Beschränkung auf Fakten und der Verzicht auf Pamphletisierung - das macht die Stärke dieser Dokumentation aus, die insofern gerade auch ihre politische Qualität aktuell beweist.