Liberty Heights

Kinostart: 05.10.00
1999
Filmplakat: Liberty Heights

Kurzbeschreibung

Aus der Sicht eines Heranwachsenden erzählte Geschichte einer
jüdischen Familie in Baltimore (um 1954), die die Ausgrenzung von
Schwarzen und Juden hautnah erlebt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Barry Levinson
Darsteller:Orlando Jones; Adrien Brody; Ben Foster
Länge:128 Minuten
Kinostart:05.10.2000
Verleih:Warner
Produktion: Baltimore Pictures / Spring Creek Productions, Spring Creek Production;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Film spricht alle Bereiche und Probleme an, die sich
angesichts seines Themas aufdrängen, wie das jüdische Getto in
Baltimore mit seinen (unsichtbaren) Grenzen, die (formal gerade
aufgehobene) Rassentrennung in der Schule, illegale jüdische
Geschäftstätigkeiten, latente oder offene Rassendiskriminierung,
Anti-Semitismus, Mac Carthyismus. Selbst die Rassenschranken, die
unterdrückte Minderheiten wie Juden und Schwarze gegeneinander
aufrichten, werden thematisiert. Aber dies geschieht ohne
jegliche Dramatik, behutsam, nach Meinung einer Minderheit des
Bewertungsausschusses sogar allzu behutsam und ohne den nötigen
Biss. Der Zündstoff, der hier sichtbar herumliegt, wird nicht
gezündet und so wird aus diesem Epos über eine bürgerliche
jüdische Familie im Baltimore der 50er Jahre ein nostalgischer
Blick zurück ohne Zorn, der sich sehr in die Bilder
chromblitzender Oldtimer-Kühlerhauben verliebt. Nun war es aber
nach Meinung der Mehrheit des Ausschusses nicht das Anliegen des
Films, mit intellektuell geschärftem Seziermesser diese Zeit zu
obduzieren, sondern mit inzwischen gewachsenem jüdischen
Selbstbewußtsein in leicht komödiantischer Form collageartig aus
anekdotischen Erinnerungsstücken einen Flickenteppich zu weben,
der die Zeit und ihre Atmosphäre wiedererlebbar macht. Dies ist
dem Film in seiner epischen Breite, seinem ruhigen Erzähltempo
und seinen vielfältig ineinander verschachtelten Geschichten
gelungen. Die einzelnen Figuren werden glaubwürdig
charakterisiert, agieren und inter-agieren miteinander, so daß
der Film seinen Zusammenhalt nicht verliert. Der Regisseur
versteht es, die Vielfalt der Figuren im Griff zu behalten und in
Bild und Ton ein Gesamtbild dieser Zeit zu zeichen, die eben
nicht nur von Rassenproblemen, sondern ebenso von
Rock'n'-Rhythmus und den jeweils neuesten Cadillac-Modellen
bestimmt war. Zudem ist dieses Zeitbild jüdischer Befindlichkeit
in den 50er Jahren opulent ausgestattet.