Filmplakat: Leben

FBW-Pressetext

Essen ist zweitrangig. Sport ist langweilig. Kommunikation wird überbewertet. Für die träge Made an sich zählt nur das Smartphone. In allen Lagen des Lebens. Und auch noch danach. In dem episodischen Kurzanimationsfilm LEBEN verarbeitet der Filmemacher Lorenz Vetter auf höchst vergnügliche und pointierte Art unsere immer weiter voranschreitende Sucht nach dem „Second Screen“, die dazu führt, dass man das eigentliche Leben komplett vergisst – und damit auch das, was wirklich darin zählt. Die Animation der müde dahinschlurfenden Maden ist auf hohem Niveau, die einzelnen Sequenzen sind kurz, knapp und auch durch kleine Details höchst unterhaltsam. Ein hintergründiges und augenzwinkerndes Kurzfilmvergnügen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Lorenz Vetter
Drehbuch:Lorenz Vetter
Schnitt:Lorenz Vetter
Musik:Lorenz Vetter
Länge:3 Minuten
Produktion: Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg HAW
FSK:0
Förderer:Hochschule für angewandte Wissenschaften, Hamburg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Dreiminüter LEBEN stellt ein perfektes Beispiel dafür dar, was die Gattung des Kurzfilms mit Bravour vermag: nämlich äußerst prägnant ein Schlaglicht auf eine sehr einfache und schlicht gehaltene Problematik zu werfen und sie durch einen einzelnen Kunstgriff pointiert zu überhöhen. Man könnte auch sagen, dass die gewählte Problematik jedermann sofort erfassen, die Länge des Films die Phase des Erfassens nicht nennenswert überschreiten, und drittens der Kunstgriff einprägsam ausfallen sollte. Und das macht LEBEN so perfekt: Lorenz Vetter trifft bei allen drei Punkten ins Schwarze. In gutem Timing und bei perfekt bemessener Gesamtdauer reiht er eine Handvoll computeranimierter Szenen aneinander, in denen Figuren ein allzu inniges Verhältnis mit ihrem Smartphone pflegen. Beim Dinieren, beim Sport, in der U-Bahn und selbst noch bei der Beerdigung: Kommunikation findet in sozialen Räumen nicht mehr untereinander, sondern nur noch mit und mittels des Handys statt – unsere eigene Isolierung und Vereinsamung schreitet mitten unter uns voran.
Soweit die schlichte Problematik, die der Film aufgreift. Nun handelt es sich bei den Figuren allerdings um Maden, die in den beschriebenen Situationen Menschen repräsentieren – ein herrlicher Kunstgriff, bilden Maden als Insektenlarven doch ein Zwischenstadium der Entwicklung ab. Hindern uns also letztlich die Smartphones daran, dass wir uns heute noch zu Schmetterlingen entwickeln?
Stilsicher und humorvoll animiert, summieren sich zahlreiche Bilddetails und skurrile Einfälle sowie eine vom Summen eingehender Textnachrichten dominierte Tonspur zu einem runden Kurzfilmgenuss.