Die Großmutter hat in der Waschküche immer ihre Wäsche gewaschen. Und das Obst gelagert. Die Enkelin erinnert sich an den Geruch der Wäsche, an den Geschmack der Äpfel, den Dampf des heißen Seifenwassers. Und an die Stimmer der Großmutter, die von ihrer Jugend erzählt. Von der Zeit im Krieg, als die feindlichen Soldaten kamen und sich genommen haben, was sie wollten. Auch von ihr. In ihrem halbstündigen Animationsfilm LANDSTRICH erzählt die Filmemacherin Juliane Ebner eine biografisch gefärbte Geschichte. Es sind Erzählungen über deutsche Geschichte zwischen Weimarer Republik und Mauerfall, die Ebner zusammengetragen hat, um daraus eine kollektive Erinnerung zu schaffen und sie mit stimmungsvollen assoziativen Bildern zu untermalen. Oftmals sind die Motive dabei nur angedeutet, Ebner spielt mit halbtransparenten Farben und Materialien, die Gedanken schweben dahin wie die Eindrücke selbst. Die Erzählstimme der fiktiven Enkelin ist fast schon beiläufig heiter, was eine Distanz zu dem Erzählten ermöglicht, aber gerade deswegen auch sehr berührt. Am Ende des Films hat man den Eindruck, zusammen mit der Erzählerin in ihre Erinnerungen eingetaucht zu sein. Und es ist, als ob man den Geruch der frischen Wäsche in der Nase hätte. Ein sehr persönliches und beeindruckendes filmisches Kunstwerk.
Die Geschichte einer Familie im Osten Deutschlands zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Mauerfall. Es sind biografisch inspirierte Erinnerungen von Juliane Ebner, in deren Mittelpunkt die Großmutter steht. Und obwohl hier das Schicksal einer einzelnen Familie beschrieben wird, können die Erinnerungen auch als Beispiel für weitere Schicksale stehen. Dies macht sie zu einem Teil der Geschichtsschreibung jener Zeit. In seiner filmischen Gestaltung ist LANDSTRICH ein Experiment, das literarisches Werk und bildliche Präsentation in reizvollen Variationen zu gleich ist. In bewusst naivem Ton als exzellentem Stilmittel gehalten, erfahren wir die Geschichte durch eine Sprecherin im Off. Unterlegt wird diese Erzählung durch eine eindrucksvolle Zahl von sehr schönen Tuschezeichnungen, die mittels Folien wie Erinnerungen durch- und übereinander gezogen werden. Zeichnungen, die als variationsreiche Bebilderung des literarischen Textes gesehen werden und dem Zuschauer assoziative Räume ermöglichen. Erkennbar sind die Schübe der Folien in einzelne Kapitel mit Pausen unterteilt. Kapitel, die durch die Variationen und auch Fotos eine zusätzliche Dynamik und Vielschichtigkeit erhalten. Insgesamt ein eindrucksvolles filmisches Kunstwerk.