Kurzbeschreibung

Die Welt ist ja nicht immer schön, sagt meine Mutter.
Mein Kind wacht auf. Meine Eltern lächeln sich gegenseitig an und erzählen - Das Haus, in dem meine Mutter nie leben wollte, die psychische Krankheit meines Onkels, die meine Großeltern nie sehen wollten, der Atomkrieg, der nie kam.
Sie sprechen vom Unverwirklichten. Sich sterilisieren zu lassen, sich das Leben zu nehmen, zusammenzupacken und zu gehen.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Marian Mayland
Drehbuch:Marian Mayland
Kamera:Marian Mayland
Schnitt:Marian Mayland
Musik:Andrew White
Webseite:marianmayland.de;
Länge:27 Minuten
Produktion: Marian Mayland
Förderer:FFA; Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Was macht die Berührung mit Militär mit den Menschen? Soll man in eine Welt der Kriege Kinder gebären? LAMARCK ist ein Film über familiäre Dinge, die nicht sein sollten und dann doch wurden: kein Kind zu wollen, denn: welche Welt kann ich meinem Kind bieten? Dann doch Eltern zu werden…
Der Onkel wurde mit 20 Jahren psychisch krank. Welche Auswirkungen hat das auf die Familie? Hier spielt der Titel LAMARCK, der Name eines Evolutions- und Vererbungstheoretikers, auf die Angst vor Vererbung dieser Krankheit an. Die erinnerte Präsenz der Kampfflugzeuge erweisen den Wohnraum als militärisches Übungsgebiet – im Dialog wird auf die NATO-Nachrüstung und die Möglichkeit eines Atomkrieges in den 1980er Jahren angespielt.
Der Film arbeitet immer wieder mit Details, kleinen Fragmenten des Lebensraumes, die malerisch ins Bild gesetzt werden – und doch eine traurige Verlorenheit vermitteln. Regisseur Marian Mayland spielt an seiner eigenen Familiengeschichte Fragen und Probleme durch, die ein lebhaftes, wenn auch pessimistisches Bild der jüngeren Gegenwart zeichnet. Der Film bietet mehr Andeutungen als Aufschlüsse, ermöglich mit seinen langen Einstellungen jedoch auch ein Nachdenken über und mit den Aussagen.
Wichtiges Stilmittel hier sind die metareflexiven Elemente, die Jumpcuts, scheinbar versehentliche Reste des Filmemachens - Kabel werden exponiert -, Mayland verweist immer wieder auf die mediale Konstruktion des Films. Das Dargestellte und die Darstellung stehen in einem komplexen Verhältnis.
Die Jury empfand diesen als extrem persönlich, selbstbezogen, als einen Film als Suchbewegung. Es wurde festgestellt, dass er der Dokumentarfilmform nicht viel hinzufüge außer der fragmentarischen und metafilmischen Subtexte. Positiv wurde angemerkt, dass er eine idealisierte Perspektive auf die familiäre Erinnerung vermeide.