La vida dulce - Das süße Leben

FBW-Pressetext

Eine Geschichte, wie sie sich buchstäblich wohl nur auf der Straße finden lässt. Muttertag in Havanna, eine Konditorei, unzählige rosa Torten mit der Spritzguß-Aufschrift „Mamá“ und all die vielen Kunden, die dafür geduldig Schlange stehen. Mit einem bewundernswerten Gefühl für Szenen und für Situationskomik skizziert der Film einen Ausschnitt aus dem kubanischen Alltag, lässt teilhaben an den kleinen Freuden der „normalen“ Menschen in einer anderen Kultur, begleitet die begehrten Torten von der Theke bis in die Wohnungen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Bettina Blümner; Rouven Rech
Drehbuch:Bettina Blümner; Rouven Rech
Länge:14 Minuten
Produktion: Torero Film Rech&Renn GbR

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ganz ohne folkloristischen Kitsch fängt der bemerkenswerte Film die Stimmung der Bevölkerung in Havanna in Alltagssituationen trefflich ein. Kuba mit seinen Clubs und Musikern oder den alten amerikanischen Straßenkreuzern ist immer wieder eine dankbare Kulisse für filmische Laborversuche, sozusagen eine Art Freizeitpark für europäische Filmemacher.
Dieser Verführung aber erliegt der kurzweilige Dokumentarfilm dankenswerter Weise nicht. Der Film konzentriert sich ganz auf seinen ungewöhnlichen Mittelpunkt: die Muttertagstorte. Süß und klebrig, mit weiß-rosa Zuckerspritzguss und der Aufschrift „Mamá“, ist sie der Star des Films. In den Nebenrollen wird stundenlanges Schlangenstehen geübt.
Am Muttertag wollen alle eine der begehrten Torten. Aber wer von den Wartenden vor der Bäckerei ergattert eine? Wo man doch eigentlich gleich zwei bräuchte, um die Frau des Hauses und die Oma als Mutter zu ehren. Das Gefühl der Ungeduld, das jeder beim Warten zum Beispiel beim Metzger kennt, wird gut eingefangen und transportiert. Das Mitgefühl mit den Wartenden weicht dem Schmunzeln über die kleinen Tricks, zum Ziel zu kommen, auch wenn es zum Nachteil derer gerät, die dann gar keine Torte abbekommen. Die Filmemacher folgen den Torten und den triumphierenden neuen Besitzern bis in die Wohnungen, wo erfreute Familien die Trophäen freudig entgegennehmen.
Auch als die Torten der Bäckerei zur Neige gehen, bleibt die Kamera in Aktion. Die Anspannung derer, die noch nicht zum Zuge gekommen sind, steigt. Und wenn es dann brenzlig wird und einer Frau die letzte Torte vor der Nase weggeschnappt wird, befindet sich der Kinozuschauer mitten in einer Geschichte, der er sich nur schwer entziehen kann.

Dank einer perfekten Dramaturgie sind spätestens jetzt eine dichte Atmosphäre und eine starke emotionale Stimmung bemerkenswert gut einfangen, während die Grenze zwischen Dokumentar- und Spielfilm unmerklich verschwimmt.