Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
La Fontaines Fabel von der Grille, die den Sommer über sorglos sang, während die Ameise Nahrung für den Winter sammelte, wird hier genutzt, um die beiden Protagonistinnen zu charakterisieren. Die 18jährige Lena und ihre Lehrerin Katharina haben eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, die sie an einem sommerlichen Strand ausleben. Doch als Katharina die Beziehung beendet, um zu ihrer Familie zurückzukehren, bricht dies Lenas Herz und bei einer Französischstunde interpretiert sie vor der Klasse die Fabel, spricht dabei aber von sich und der Lehrerin. Julia Ritschel zeigt dies in atmosphärisch reichen Sequenzen, bei denen die beiden Protagonistinnen immer im Mittelpunkt stehen. Mit Elisha Schlott und Tabita Johannes hat sie zwei überzeugende Hauptdarstellerinnen gefunden und die Rahmung durch die Fabel ist ein dramaturgisch geschickter Einfall. Der Jury gefiel auch, dass die letzte Sequenz am Meer wie aus der Zeit gefallen schien. Dabei fragte sich die Jury: Wann passierte sie, ist sie eine Erinnerung oder eine Wunschfantasie von Lena? Auch sonst gelingt es Julia Ritschel dadurch, dass sie nichts erklärt, sondern nur zeigt, ein Geheimnis um diese Liebe zu schaffen, die von einem speziellen erzählerischen Talent der Filmemacherin zeugt.
