Krabat

VÖ-Datum: 27.03.09
2008
Filmplakat: Krabat

FBW-Pressetext

Marco Kreuzpaintner hat sich mit Krabat von Otfried Preußler keinen einfachen Stoff ausgesucht. Die Geschichte des Müllerlehrlings, dessen Meister ihn auch in die Schwarze Magie einweiht, bis er ihn herausfordern muss, um leben und lieben zu können, ist düster. Erfreulicherweise verwendet Kreuzpaintner nur sparsam Spezialeffekte, grenzt sich somit auch gut gegen Hollywood-Fantasyspektakel ab. Die ausgezeichnete Maske, die die Schrecken des 30-jährigen Krieges und der harten Arbeit in einer Mühle authentisch darstellt, die handwerkliche Perfektion der Regie, die starke Besetzung sowie die Ausstattung mit ihren wunderschönen Schneelandschaften ergänzen sich hervorragend und sorgen dafür, dass Krabat einen enormen Sog entwickelt. So glaubt das Publikum am Ende die Botschaft des Filmes nur allzu gerne: Liebe ist stärker als der Tod.

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Fantasy
Regie:Marco Kreuzpaintner
Darsteller:Daniel Brühl; Robert Stadlober; David Kross; Tom Lass; Tom Wlaschiha; Christian Redl
Drehbuch:Marco Kreuzpaintner; Michael Gutmann
Weblinks:filmsortiment.de;
Länge:120 Minuten
VÖ-Datum:27.03.2009
Verleih:Fox
Produktion: B.A., Bob Arnold, Film oHG, München, Claussen + Wöbke + Putz, Krabat Filmproduktion, Brass Hat Films, Castel Film Romania, 7 pictures
FSK:12
Bildungseinsatz:;
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFA; MBB; FFF Bayern; Filmstiftung NRW

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

(Text verfasst von der FBW-Jury im Jahr der Erstveröffentlichung, 2008). Mit der Literaturverfilmung von Otfried Preußlers gleichnamigem Roman hat sich Marcus Kreuzpaintner in die Liste der großen deutschen Regisseure eingetragen. Sein Krabat erinnert in der Bildsprache an die Anfänge des Kinos mit Filmen wie Der müde Tod oder andere Werke eines Fritz Lang. Hier wurde sehr behutsam und zurückhaltend ein Meisterwerk geschaffen, das bisweilen die düsteren Züge von Nosferatus Grauen in sich trägt. Dabei trägt der Film die Symbolkraft jüngerer Meilensteine des Fantasy-Genres in sich, ohne deren bisweilen nervösen Affektiertheit folgen zu müssen.

Film wie Buch beschwören das Grauen, das dem Kriege folgt in Gestalt der Pest, die im späten Mittelalter als Nachhut des 30-jährigen Kriegs das Land heimsucht. In fast klaustrophobischen Zügen gelingt hier meisterlich die Darstellung von menschlichen Abhängigkeiten und Gruppenzwängen auf engstem Raum in der alten Mühle, denen zu entkommen schier aussichtslos erscheint.

Mit einer durchweg herausragenden Schauspielerbesetzung gelingt es Kreuzpaintner, vor dem Hintergrund atemberaubender Landschaftsaufnahmen in bisweilen rasanten Kamerafahrten Kinobilder zu zeichnen, die auch am Hauptschauplatz einer alten Mühle sich in opulenten Bildern und liebevollen Details gefällt, ohne die Sicht auf ein Kammerspiel einzuengen. Wie zu einer Einheit mit der Bildgestaltung gegossen zeigt sich die zurückhaltende, durchaus zeitgemäße Filmmusik, für die Anette Focks verantwortlich zeichnet. Alle übrigen Ingredienzien wie Ausstattung, Maske, Kostüme zeigen eine aufwändige, aber sinnvoll und glaubwürdig eingesetzte Kulisse, die den Betrachter schnell in das Geschehen hinein ziehen und unentrinnbar vereinnahmen.

Für einen deutschen Film jüngeren Datums durchaus ungewöhnlich und geprägt von starkem ästhetischen Willen gelingt es dem Regisseur, schwarze Magie und archaische Rituale vor dem Hintergrund der Not in Zeiten des Krieges ein bedrückendes Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse zu zeigen, in der immer wieder Gefühle von Hoffnung, Menschlichkeit und Liebe aufflackern, die sich aber angesichts der Übermacht dunkler Mächte nur schwer behaupten können. Dabei helfen Zitate beispielsweise aus Die glorreichen Sieben bzw. Die sieben Samurai, wenn die Müllergesellen einem von fremden Soldaten attackierten Dorf zu Hilfe eilen und mit ihren magischen schwarzen Kräften die Gefahr scheinbar bannen. Zum Dank ein inniger Blick einer holden Schönheit und so lässt sich die Tyrannei des dunklen Mühlenherrschers ein wenig besser ertragen.

Die Wechselwirkung zwischen dem, was so schön sein könnte - die Liebe - und dem Grauen des Alltags in der Mühle leitet glaubwürdig die Entwicklung zum bedingungslosen Widerstand ein, der langsam und mit zunächst betulicher Drehzahl das Schwungrad des Aufbegehrens in Gang setzt und in seiner Handlung just in dem Moment explodiert, in dem das Wasserrad der alten Mühle abrupt zum Stillstand kommt, und die schöne Maid aus dem Dorfe ihrem Müllergesellen Krabat zur Rettung eilt.