Kontener

Filmplakat: Kontener

FBW-Pressetext

Die beiden polnischen Frauen Tava und Maryna arbeiten als Melkerinnen auf einem deutschen Bauernhof. Die Arbeit ist monoton und die Kommunikation der Arbeiter untereinander eher ruppig und auf das Nötigste beschränkt. Und auch Tava und Maryna sprechen nicht viel. Eines Tages erscheint Tava nicht zur Arbeit. Sie versteckt sich und schleicht eines Nachts in Marynas Wohncontainer. Eine Annäherung, die aus dem Nichts zu kommen scheint. Und die alles verändert. Der Kurzspielfilm KONTENER von Sebastian Lang, der an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf Regie studiert, erzählt die rätselhafte Geschichte eines Verschwindens. Die ruhige und sehr klare Stimme Marynas leitet den Zuschauer durch die Geschehnisse, die Lang bewusst nebulös und in der Schwebe hält. Die Bilder, die Marynas Erzählung begleiten, zeigen lange Einstellungen der Arbeit auf dem Hof. Die Eindrücke wirken sachlich, monoton, farbentsättigt, fast schon dokumentarisch. Auch dadurch kann die Schlüsselzene der nächtlichen Begegnung von Tava und Maryna in ihrer deutlichen Farbigkeit und Wärme visuell herausstechen. Durch sein kluges dramaturgisches Konzept, die somnambule Stimmung und die Perspektive der Erzählerin, die bis zum Schluss vieles offenlässt, entwickelt KONTENER einen starken Sog, dem man als Zuschauer bis zum Schlussbild mit großer Spannung folgt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Sebastian Lang
Darsteller:Joanna Drozda; Anka Graczyk
Drehbuch:Sebastian Lang; Hanna Rode; Martin Herold
Kamera:Caspar Hees
Schnitt:Martin Herold
Musik:Ivan Andrianov
Länge:30 Minuten
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
FSK:0
Förderer:Filmuniversität Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Es liegt ein Geheimnis über dem Film KONTENER von Sebastian Lang - ein Geheimnis, das der Film auf höchst kunstfertige Weise erschafft, das er mit sicherem Gespür für die Macht von Bildern und Tönen auf die Leinwand zaubert und das dennoch nie aufgelöst wird.

Der Film erzählt seine Geschichte auf einem großen, einsam gelegenen Milchbetrieb irgendwo in Ostdeutschland. In zwei Containern leben die beiden polnischen Arbeiterinnen Tava und Maryna, die eigentlich jeden näheren Umgang miteinander vermeiden, bis in ebenjener Nacht Tava Marynas Nähe sucht. Danach ist alles anders.

Atmosphärisch unglaublich dicht, mit einer expressiven Kamera im Spannungsfeld zwischen Dokumentarfilm und Fantastik im Stile eines David Lynch und unterlegt von sparsamen Akkorden aus dem Repertoire des Doom Jazz erschafft Sebastian Lang ein faszinierendes Werk, das dem Publikum und der Jury viel Raum für (anregende) Spekulationen über das Geschehene lässt, ohne dass sich eine Version der Geschichte eindeutig als die richtige identifizieren ließ. Unterstützt wird dies durch einen guten Einsatz der Voice-over-Erzählerin, die sich selbst erst am Schluss einen Namen geben wird.

KONTENER zeigt ein gelungenes Spiel zwischen Distanz und Nähe, Liebe, Einsamkeit und Wahn, ein Film der schwebt und der dennoch ganz erdverbunden ist, mysteriös und konkret zugleich.