Kollegen

Filmplakat: Kollegen

FBW-Pressetext

Uli und Didi arbeiten mit Holz. Und aus dem Holz bauen sie in ihrer Schreinerei alles, was der Auftraggeber so will. Auch Hakenkreuze. Oder Brennöfen. Gebraucht werden diese als Ausstattung einer großen Filmproduktion, die am Rande des Dorfes gedreht wird. Und so arbeiten Uli und Didi stetig und strebsam mit ihrem Holz. Und hoffen, dass die Filmcrew das Dorf pünktlich zum jährlichen Dorffest wieder verlassen hat. Weil diese Filmleute ja eh nur Unruhe bringen, so hektisch und ruppig wie die sind. Regisseur und Autor Jannis Alexander Kiefer gelingt mit KOLLEGEN ein Film, der dank einer Minimaleffizienz an Worten und Gesten, gezielt gesetzten Dialogstellen und einem kongenialen Bildaufbau eine ganze Welt der ländlichen Provinz entwirft, ohne diese in der Totalen zeigen zu müssen. Dies gelingt auch dank der großartigen Darsteller*innen, die in ihrer wortkargen Lakonie einen Schlag Mensch vor dem geistigen Auge des Zuschauers entstehen lassen und ausgewählten Statisten, die so sehr in ihre Rollen schlüpfen, dass aus der harmlosen Beobachtung eine messerscharfe Persiflage auf unsere Gesellschaft wird. In seiner Kürze, Treffsicherheit und humorvollen Schärfe ist KOLLEGEN ein ganz großer filmischer Wurf.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm; Fiction
Regie:Jannis Alexander Kiefer
Darsteller:Gisa Flake; Fritz Roth
Drehbuch:Jannis Alexander Kiefer
Kamera:Adam Graf
Schnitt:Kathrin Unger
Länge:14 Minuten
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Zwei Handwerker irgendwo in der Brandenburgischen Provinz gehen ihrem Schreinerberuf nach und erhalten dann Besuch von einem internationalen Filmteam, das gerade in der Nähe dreht und das die in Auftrag gegebenen Requisiten begutachten will – unter anderem einen Verbrennungsofen für ein KZ (denn der Film hat etwas mit dem Dritten Reich zu tun). Aus dieser reichlich absurden Situation heraus entwickelt sich eine Farce, bei der das einfache Leben der Handwerker mit der überdrehten Welt des Kinos kollidiert.
Die Kamera nimmt dabei die Rolle eines nahezu stoischen Beobachters ein und lässt die Absurditäten wie auf einer Bühne vonstattengehen – mit einem ganz feinen Humor, der sich manchmal erst beim ganz genauen Zusehen und Zuhören entfaltet. Als das Filmteam nebst zweier Komparsen den Verbrennungsofen einer Prüfung unterziehen will, wendet sich ein Schreiner kurz an einen Statisten in KZ-Uniform, ob dieser einmal „probeliegen“ möge, zögert dann einen kleinen Moment und nimmt schließlich stattdessen den anderen Mann, der in einer SS-Uniform steckt. Dies alles aber geschieht so beiläufig, dass einem diese kleine Miniatur fast zu entgehen droht.
Doch es sind nicht Szenen wie diese, sondern auch die Zeit, die sich der Film bei der Schilderung seines Milieus und für treffsichere Beobachtungen der Arbeitswelt lässt, die überaus authentisch und beinahe schon dokumentarisch wirken, obwohl hier doch Schauspieler*innen am Werk sind.
Schön ist dabei auch, wie die ganz normalen Alltagsunterhaltungen durch den Kontext plötzlich eine ganz andere, neue Bedeutung bekommen. Wenn beispielsweise einer der Handwerker darauf insistiert, dass er „ja nur seine Arbeit“ mache, dann spiegeln sich darin Argumentationsmuster und Ausflüchte über Mittäter in der Nazi-Zeit wider. Anspielungsreich, ich mache ja nur meine Arbeit.
Treffsicher und mit gutem Gespür für Timing und die kleinen, feinen Zwischentöne gelingt Jannis Alexander Kiefer mit KOLLEGEN ein sehenswerter Kurzfilm auf der Grenze zwischen Komödie, Farce und Zeitbild, bei dem auch die Filmbranche ordentlich ihr Fett wegbekommt.