König der Raben

Kinostart: 19.08.21
2020
Filmplakat: König der Raben

FBW-Pressetext

Kraftvolles Drama über gesellschaftliche Außenseiter, das durch seine starken Darsteller*innen überzeugt.

Der illegal in Deutschland lebende Darko fühlt sich zu nichts und niemandem zugehörig. Bis er auf Alina trifft, mit der er eine Beziehung beginnt. Doch einfacher wird sein Leben dadurch nicht. In seinem Film erzählt Piotr J. Lewandowski auf poetische und authentische Weise von Menschen, die als Außenseiter in einer Gesellschaft leben, von der sie nie ein Teil werden können.

Der zweite Spielfilm in der Regie von Piotr J. Lewandowski (ko-geschrieben mit Denise Langenhan, Finn Ole Heinrich, Dan Olteanu und Carsten Strauch) überzeugt durch seine starken Darsteller*innen und die Konzentration auf die vielen zwischenmenschlichen existenziellen Dramen. Dabei stehen für Lewandowski die Menschen im Vordergrund, die oftmals Opfer ihrer Umstände sind und trotz aller Widerstände versuchen, sich ein eigenes Leben und Glück aufzubauen, wenn auch in der Fremde, in der sie nie ganz ankommen können. Sinnbildlich dafür stehen für die Figur von Darko die Tauben, die er mit großer Liebe aufzieht und die für ihn Freiheit und Unschuld symbolisieren. Die Kamera von Jan Prahl findet gerade in ruhigen Sequenzen immer wieder traumhaft schöne Bilder, in denen man die große Kraft spürt, die die Geschichte in sich trägt und in der sich die Härte der Realität mit der Kraft der Fantasie vermischt. In der Hauptrolle des Darko überzeugt Malik Blumenthal mit seiner frischen und körperlichen Darstellung, ihm zur Seite steht dazu ein starkes, äußerst gut miteinander agierendes Ensemble, darunter auch Antje Traue als Alina. Ein Film, der ein wichtiges Thema erzählt und lange im Gedächtnis bleibt.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Piotr J. Lewandowski
Darsteller:Malik Adan; Antje Traue; Karim Günes; Mert Dincer; Danuta Stenka; Barbara Philipp; Ralph Herforth; André Röhner
Drehbuch:Piotr J. Lewandowski; Carsten Strauch; Dan Olteanu; Denise Langenhan
Kamera:Jan Prahl
Schnitt:Monika Schindler; Dan Olteanu
Musik:Lenny Mockridge
Länge:105 Minuten
Kinostart:19.08.2021
Verleih:Salzgeber
Produktion: Riva Filmproduktion GmbH, Arte; SWR;
FSK:12
Förderer:MFG Baden-Württemberg; DFFF; HessenFilm und Medien

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Darko stammt aus Mazedonien und lebt gemeinsam mit seiner traumatisierten und kranken Mutter ohne offiziellen Aufenthaltsstatus in Deutschland. Der junge Mann schlägt sich am Rande der Legalität mit kleinen Jobs durchs Leben, versucht, für seine Mutter zu sorgen und den fragilen Zustand seines Daseins aufrecht zu erhalten. Da passt es eigentlich überhaupt nicht, dass er sich just in dieser Situation in Alina verliebt, die er durch einen Zufall auf einer Brücke trifft, als diese gerade - so hat es den Anschein - von einer Brücke stürzen will. Doch die Liebe, in die er sich stürzt oder in die er vielmehr hineinstolpert, stellt alles in Frage, was ihm bislang lieb und teuer war - seine Freundschaften, seine bedingungslose Hingabe zu seiner Mutter, seine Hoffnung auf ein anderes, ein besseres Leben.

Viel zu selten sieht man so einen Film wie KÖNIG DER RABEN im deutschen Kino. Und das bezieht sich nicht allein auf die Thematik und das Milieu, in dem er verortet ist, sondern durchaus auch auf die Art und Weise der Inszenierung. Mit großer Detailverliebtheit und Spielfreude erzählt Pjotr J. Lewandowski in seinem Spielfilm von einer Welt, die ganz nah ist und doch zugleich unendlich weit von uns entfernt.

Passend zum Titel ist der Film von einer auffälligen Vogel-Symbolik durchzogen, die immer wieder scheinbar nebensächlich ins Bild gerückt wird und die hervorragend zu dem Themenkomplex passt. Denn KÖNIG DER RABEN ist ein Film, in dem es unter anderem darum geht, fliegen zu lernen, flügge zu werden und darum, dass Darko lernen muss, seinen eigenen Weg zu finden - selbst wenn dies bedeutet, dass er abzustürzen droht.

Erstklassig ist auch die Besetzung des Films, bei der vor allem der bislang recht unbekannte Hauptdarsteller Malik Adan mit seiner sehr präsenten Körperlichkeit sowie Antje Traue als Alina auffallen. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit stimmt die Chemie zwischen den beiden und die Amour fou zwischen ihnen ist glaubwürdig und nachvollziehbar - vor allem dann, wenn sich langsam auch die Geschichte von Alinas toxischer Beziehung, aus der sie nicht herauskommt, Stück für Stück entfaltet.

Auffallend an dem Film ist seine große Bandbreite an Themen und Problemen - das Leben in der Illegalität mit all den Schwierigkeiten, die dieses Leben nach sich zieht, die treffsicheren Milieuschilderungen, eine Liebe am Rande der Unmöglichkeit, die Binnenbeziehung von Darko zu seiner Mutter -, die ganz souverän zusammengeführt werden und den Film dennoch nie als Problemfilm erscheinen lassen.

Dass der Film an dieser Vielfalt und Vielschichtigkeit dennoch nicht erstickt, sondern seinen ganz selbstverständlichen Rhythmus beibehält, gehört zu den großen Verdiensten von Regie, Drehbuch und Kamera sowie der guten Musikauswahl.

KÖNIG DER RABEN ist ein Film, der lange nachwirkt.