König
FBW-Pressetext
Ein Spieler erzählt von seiner Sucht. Wie er mit ganz kleinen Beträgen anfing. Erst 5 Euro, dann 20, dann 60. Wie er erst gar nicht gemerkt hatte, dass er süchtig war. Bis das Spielen alles war, an das er denken konnte. Und wie er glaubte, er hätte sein Leben noch im Griff. Bis er merkte, dass er gar kein Leben mehr hatte. Und trotzdem hat er sich, wenn ein Spiel erfolgreich war, gefühlt wie ein König. Ein König, der beherrscht wurde von etwas, was ihn Stück für Stück zerstörte. Die Filmemacher*innen Emily Ufken und Alexander Conrads erzählen in ihrem Kurzanimadokfilm von einem einzelnen Schicksal, welches durch die Anonymisierung des Off-Sprechers stellvertretend für viele Schicksale stehen kann. Die filmkünstlerische, poetische Ebene erhält der Film durch seine liebevollen und detailreichen Zeichnungen, die vielen symbolischen Bilder, die Verfremdung der Menschen mit Tierköpfen und der Verbildlichung der geschilderten Gefühle. Durch die Wahl dieser Stilmittel und der Allgemeingültigkeit des Erzählten eignet sich der Film perfekt zum Einsatz auch in Schulen oder in Präventions- und suchtbehandelnden Einrichtungen. KÖNIG gelingt gleichzeitig ein emotionaler wie auch sachlicher Zugang zu einem schwierigen Thema, das hier mit größter Sorgfalt und Sensibilität behandelt wird.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Dokumentarfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Alexander Conrads; Emily Ufken |
Drehbuch: | Alexander Conrads |
Schnitt: | Alexander Conrads |
Musik: | Simon Conrads |
Länge: | 5 Minuten |
Produktion: | Alexander Conrads |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.Eine Sucht bringt das Animalische in einem Menschen zum Vorschein, und dafür haben Alexander Conrads und Emily Ufken ein einleuchtendes Bild gefunden, indem sie aus dem Protagonisten einen Bären machten. Auf der Tonebene erzählt hier ein junger Patient in einer Suchtklinik davon, wie er der Spielsucht verfallen ist. Auf der Bildebene wurden dazu Zeichnungen animiert, die meist möglichst realistisch das abbilden, von dem der Protagonist gerade berichtet. Den Berliner Kiez, die Automatenhalle, die Kokainlinien, die er sich reinzieht, das klingende Handy, das er umdreht, weil er alle menschlichen Kontakte abbricht usw. Es gibt ein paar eher symbolische Bilder wie einen Fall in die Spielsucht, aber ansonsten ist hier die Bildfindung kaum anders, als sie es bei einer Nachinszenierung mit Realfilm wäre. Nur der Bärenkopf und der Bärenkörper sind dabei sehr wirkungsvolle Verfremdungseffekte. Später haben bei einer Gruppentherapie die Süchtigen andere Tierkörper. Die Therapeutin hat dagegen eine menschliche Gestalt. Die Einstellungen sind detailreich und sorgfältig gezeichnet. Sie wirken so, als wären sie nach Filmaufnahmen oder Fotos von den Originalschauplätzen gestaltet worden. Alexander Conrads und Emily Ufken ist es gelungen, der durch ihre Sachlichkeit und Offenheit eindrucksvollen mündlichen Erzählung durch ihren stimmige und fantasievolle Gestaltung einen Resonanzraum zu schaffen. Einen Resonanzraum, durch den die Wirkung des Gesagten immens verstärkt wird. Und so entsteht neben der Information, deren Vermittlung ihnen offensichtlich wichtig ist, ein erheblicher ästhetischer Mehrwert.