Kindertransport - In eine fremde Welt
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Mark Jonathan Harris |
Darsteller: | Lorraine Allard; Lory Cahn; Mariam Cohen |
Länge: | 117 Minuten |
Kinostart: | 23.11.2000 |
Verleih: | Warner |
Produktion: | Warner Bros. Pictures, Warner Bros. Pictures; i.Z. mit United States Holocaust Memorial Museum; |
FSK: | 0 |
Jury-Begründung
In den neun Monaten vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelanges, 10.000 jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich und
Tschechien nach England in Sicherheit zu bringen.
"Kindertransport" ist seitdem wie "Kindergarten" ein deutscher
Begriff im angelsächsichen Sprachraum. Mit Zeitzeugen und viel
Dokumentarmaterial läßt der erschütternde Dokumentarfilm die
Dramen dieser Holocaust-Überlebenden anschaulich und be-greif-bar
werden. Die grauenhafte Dimension der nationalsozialistischen
Ausrottungspolitik wird an den Schicksalen dieser Kinder
deutlich, die in relativer Sicherheit überlebten. Das menschliche
Leid, das die Nazis verursachten, erhält hier Namen und
Gesichter. Die individuellen Schicksale gehen unter die Haut.
Herzergreifend sind die Geschichten, wie Eltern sich von ihren
Kindern trennen mußten, ihren Kindern zuliebe. Und beklemmend ist
es, vom Eingewöhnen der Kinder in ihrer neuen Welt zu hören. "Wir
waren wie Vögel mit gebrochenen Flügeln", sagt eine Überlebende.
"Flüchtling zu sein ist schrecklich", versichert ein anderer.
Sogar das Wiedersehen mit den Eltern, das längst nicht allen
vergönnt war, war schmerzlich, die Kindertransport-Erfahrung
traumatisch.
Viel Arbeit steckt in diesem aufwendigen Film, intelligent ist
der Einsatz der Kinderlieder aus verschiedenen Ländern. Das
Dokumentarmaterial ist reichhaltig und stiftet Sinn, etwa die
Farbaufnahmen aus Wien nach der so genannten
"Reichskristallnacht". Das Weltgeschehen aus der
Kinderperspektive lädt zur Identifikation ein. Geschichte wird
erlebbar. Ein solcher Film kann mehr erreichen als viele hehre
Worte. Und in gewisser Weise erlaubt der Film auch Parallelen zur
gegenwärtigen Situation, macht sensibel für die Diskussion über
Flüchtlinge und Zuwanderung.
Kritik und Diskussion gab es im Bewertungsausschuß jene Stellen
betreffend, an denen der Film unnötigerweise pseudodokumentarisch
arbeitet, wo er Erzählungen mit nachgedrehtem Material
(Kofferpacken) oder mit illustrativem Material (z.B. Torpedo oder
Kölner Hauptbahnhof heute in Schwarzweiß) bebildert.