Kinderland ist abgebrannt

Kinostart: 01.10.98
1997
Filmplakat: Kinderland ist abgebrannt

Kurzbeschreibung

Erinnerungen und Interviewaussagen von Frauen, die als Schülerinnen 1942 in Ulm ihr Abitur gemacht haben und sich über NS-Zeit 1933-45 äußern.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Spielfilm
Regie:Sibylle Tiedemann
Drehbuch:Sibylle Tiedemann; Ute Badura
Kamera:Ute Badura
Schnitt:Inge Schneider
Musik:Loek Dikker
Länge:94 Minuten
Kinostart:01.10.1998
Produktion: TIBA-Film, Badura-Tiedemann GbR, Berlin, TIBA-Film, Badura-Tiedemann;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Alltag des Faschismus - klein, schäbig, oft ganz banal - wird plastisch gemacht in diesem ruhigen, geduldigen, stimmigen und sensiblen Dokumentarfilm. Zwölf Frauen einer Ulmer Mädchenklasse erzählen über ihre Jugend zwischen 1933 und 1945. Das so entstehende Zeitbild hat Gültigkeit nicht nur in Ulm und um Ulm herum.

Ein von gut gemeinten, aber schlecht gemachten Filmen überstrapaziertes großes und wichtiges Thema erhält hier Gesichter, Geschichten, Schicksale, Ort und Zeit - kurz Glaubwürdigkeit. Der sorgfältig gestaltete Film ist formal sehr geschlossen und klar, spricht mit leiser Kraft - und ist nach Ansicht des Bewertungsausschusses gerade auch für die junge Generation interessant.

Die verführerische Faszination des Nazi-Regimes wird anschaulich, ebenso die Gewalt gegen die ausgegrenzten jüdischen Mitschülerinnen und ihre Familien. Die heute noch wirkenden Mechanismen der Verharmlosung und Verklärung der Nazi-Zeit werden in den Erzählungen mancher Frauen nacherlebbar. Auch das Dokumentar-Material (Archive, Wochenschauen) wird im besten Sinne "zum Sprechen" gebracht. Die Stadt Albert Einsteins und der Geschwister Scholl wird in diesem differenzierten und bewegenden Film zu einem Ort erlebbarer Geschichte.