Kinder. Sie sind so unschuldig. Sie lieben Tiere, die Natur. Sie mögen Einhörner, alles, was glitzert, was süß ist, was leuchtet. Sie leben in einer wunderschönen Welt. Einer Welt, die jedoch jeden Tag bedroht wird. Von bösen Menschen, von fremden Menschen, von Menschen, gegen die man sich verteidigen muss. Gut, dass es hierfür eine Lösung gibt. Eine Lösung, die man gar nicht früh genug zu Rate ziehen kann, hier im „land of the free“. Für den zweiminütigen Kurzfilm KIDS FOR GUNS hat das Team rund um Simon Ostermann ein komplettes Set aus Papier gebaut und eine Art Fantasie-Amerika, mit allen Klischees und Stereotypen, zusammengestellt. Die detailreiche Ausstattung ist die perfekte Kulisse für den Kurzfilm, der wie eine Art Wahlwerbung daherkommt. Passend dazu auch die sonore und sehr vertrauenserweckende Stimme des Erzählers, der das blonde strahlende Mädchen durch seine bunte und hell leuchtende Traumwelt begleitet. Bis am Ende die Pointe wartet, die den Zuschauer bitterböse trifft. Ein großartig konzipierter und inszenierter Kurzfilm, mit schwarzem trockenem Humor und perfektem Timing.
Simon Ostermann hat die Parodie eines US-amerikanischen Werbespots inszeniert: eine böse Satire darüber, dass die dortige Waffenindustrie durchaus der Meinung ist, dass Schusswaffen in Kinderhände gehören. Ein noch sehr kindliches, aber im Stil der US-amerikanischen Beauty Contests ausstaffiertes, frisiertes und geschminktes Mädchen klappt da ein Bilderbuch auf und taucht in dessen abenteuerliche Geschichten ein, die aus Pop-Ups von Genres wie dem Western und dem Film Noir bestehen. Sie durchwandert diese Bilderlandschaften, die immer bedrohlicher werden, bis sie sich schließlich frontal dem Zuschauer zuwendet, und zeigt, dass sie bereit ist, sich zu wehren, indem sie ein rosafarbenes Gewehr durchlädt. Auf einer Ebene ist dies eine witzige und pointierte Polemik gegen den US-amerikanischen Waffen-Fetischismus, aber KIDS FOR GUNS hat auch einen beachtlichen ästhetischen Mehrwert. Denn dieses Spiel mit Film-Zitaten ist filmisch originell und reizvoll gestaltet. So ist es auch ein Statement, wenn Ostermann in Zeiten des allgegenwärtigen digitalen Filmemachens seinen Film ausschließlich analog auf 35mm gedreht hat. Die Pop-Ups wurden lebensgroß aus Pappe und Fotodrucken gefertigt. Was wie Animation aussieht, ist also tatsächlich Realfilm mit unnatürlich großen Requisiten. So ist KIDS FOR GUNS auch eine Liebeserklärung an das handgemachte Kino, bei dem die schönsten Tricks oft auch die einfachsten sind. Und gerade die mit großem Aufwand entstehen.