Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
An der chinesischen Grenze zur Mongolei ist in den vergangenen Jahren eine Stadt hoch gezogen worden, in der theoretisch zwei Millionen Menschen leben könnten. doch die Hochhäuser mit ihrer sterilen Architektur dienen allein Immobilienspekulationen und sollen gar nicht von Menschen bewohnt werden. Ein trauriges Spiel, das dazu führt, dass diese Häuser wie eine Geisterstadt oder wie aus einem Science Fiction-Film über das Ende der Menschheit wirken. In großartigen Bildern vermittelt der Film Eindrücke von dieser Dystopie als Folge menschlicher Geldgier, die aufgrund der Jagd nach dem Geld ganze Städte ins Leere bauen lässt. Bild, Ton und der Text, der einer surrealistischen Kurzgeschichtensammlung von Michael Ende entnommen wurde, fügen sich hier zu einer perfekten Einheit zusammen. „Die Bahnhofskathedrale stand auf einer großen Scholle“ des Autors gibt auf erstaunlich präzise Weise die Stimmung wieder, die von diesen einsamen Hochhäusern, den leeren Prachtstraßen und entvölkerten Plätzen ausgeht. Nur gelegentlich taucht der Mensch auf, aber eher ein Schattenriss als ein reales Wesen. Selbst ohne diesen prägnanten Text des Dichters Michael Ende hätte der Film durch seine starken Aufnahmen der Stadt zu jeder Tageszeit, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht, eine faszinierende Ausstrahlung. Diese ferne Stadt an der mongolischen Grenze ist ein „Unort“, der aber auf einigen Bildern eine seltsam faszinierende Schönheit entwickelt und einen großen ästhetischen Wert hat. Dieser verstörende Eindruck von einer völlig sinnentleerten Welt verleiht diesem Film Kraft und eine fesselnde Zeitlosigkeit.