Kaspar Hauser
Filminfos
Kategorie: | Spielfilm |
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Gattung: | Drama; Spielfilm |
Regie: | Peter Sehr |
Darsteller: | Udo Samel; André Eisermann |
Drehbuch: | Peter Sehr |
Kamera: | Gernot Roll |
Schnitt: | Heidi Handorf |
Musik: | Nikos Mamangakis |
Länge: | 139 Minuten |
Kinostart: | 27.01.1994 |
Verleih: | TiMe Filmverleih |
Produktion: | Bundesbeauftragte für Kultur*, Multimedia; BR; WDR; ORF; |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Peter Sehr ging es mit Sicherheit nicht um die Offenlegung von Fakten und Indizien, er wollte keinen Kriminalfall inszenieren und schon gar nicht einen Historien-Film machen.Dieser Versuchung ist er nicht erlegen.
Es ging ihm in erster Linie um die Personen in diesem Ränkespiel um Macht und vor allem auch um den Menschen, der zum Spielball, zur Schachfigur der Mächtigen wurde.
Die Figur des Kaspar Hauser zeigt sich hier als pädagogischer Rohstoff, als Modell, an dem man zeigen kann, wie Erziehung wirkt, aber auch, wie leicht die Verführbarkeit an solch einem Objekt der reinen und wahren Gefühle sein kann. André Eisermann überragend in der Darstellung des Hausers – bekam die nötige Zeit, zu zeigen, dass er auf dem Schachbrett der Mächtigen keine Chance hatte. Peter Sehrs Hausers-Adaption historisiert nicht, sondern aktualisiert. Indem er die Mechanismen der Macht aufzeigt, ist er auch 1993 höchst politisch. Die berührt, fasziniert und stößt zu gleich ab.
Die Figuren um Kaspar Hauser im historischen Gewand wirken aktuell und kühl in ihrem handeln. Der Lebenszweck der Herrschenden offenbart sich im Halten der Macht, was Mord oder Kaltstellen von Unbequemen zur Folge hat. Die politische, zeitlose Qualität wird durch eine Fülle von Details und ausgezeichneten Dialogen offenbart. Die Dramaturgie und die damit verbundene Länge des Films waren so vorgegeben, der Verzicht auf Spannung steigernde Action-Szenen ist konsequent.
Hervorragend ist die Besetzung des Films, bis in die Nebenrollen hinein. Durch eine exzellente Kamera-Arbeit und ein vorzügliches Licht entstanden Bilderkompositionen von hoher Qualität, die manchmal zu Bildgemälden werden, aber gleichzeitig auch eine spezifische Fernsehästhetik nicht verleugnen können.