Kaltes Land

Kinostart: 23.02.00
VÖ-Datum: 02.05.08
2005
Filmplakat: Kaltes Land

FBW-Pressetext

Großes Kino mit Herz und Anliegen: Oscarpreisträgerin Charlize Theron und ein hochkarätiges Ensemble in einem historisch verbürgten, wegweisenden Konflikt um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Niki Caro
Darsteller:Sean Bean; Charlize Theron; Richard Jenkins; Frances McDormand; Jeremy Renner
Drehbuch:Michael Seitzman
Weblinks:;
Länge:126 Minuten
Kinostart:23.02.2000
VÖ-Datum:02.05.2008
Verleih:Warner
Produktion: Warner Bros. Productions, Participant Productions; Nick Wechsler-Production;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Josey Aimes (Charlize Theron in einer erneut oscar-würdigen Rolle) hat es nicht leicht als Mutter von zwei Kindern, die von ihrem Mann verprügelt wird, mit Kollegen, die sie in einem „typischen Männerjob“ nicht akzeptieren wollen, hängen gelassen von einer Gewerkschaft, die ihr den Rücken nicht stärkt, und mit einem Vater, der ihr in den Rücken fällt und sie verachtet. Nein, Josey hatte es nie leicht, aber sie weiß, dass sie Recht hat, und als das Maß der Demütigung selbst ihre Toleranzgrenze übersteigt, verlangt sie von ihrem Arbeitgeber und ihrem sozialen Umfeld nur eines: Akzeptanz.

„Kaltes Land“, das ist Hollywood at it’s best. Vergleiche mit „Silkwood“ oder „Erin Brokowich“ braucht der Film nicht zu scheuen, denn er ist ihnen zumindest ebenbürtig, wenn er sie nicht sogar übertrifft. Nachdem Regisseurin Niki Caro („Whale Rider“) die Zuschauer mit der Eingangsszene erst einmal in die Irre führt (Ist Josey vor Gericht angeklagt, ihren Mann ermordet zu haben?), gelingt es ihr, die Zuschauer unmerklich in den Bann dieser an wahre Begebenheiten angelehnten Geschichte zu ziehen.

Die kunstvolle Montage der unterschiedlichen Zeit- und Erzählebenen, die eindrucksvollen Aufnahmen der Natur- und Industrielandschaften, aber vor allem die herausragende Führung der Schauspieler ergeben einen Film, der in seiner Intensität überwältigend ist. So gelingt es, die Zuschauer an einer Geschichte teilhaben zu lassen, die sich jenseits der üblichen großen Hollywood-Themen bewegt.
Trotz der Konzentration auf ein individuelles Schicksal bleibt die Geschichte von „Kaltes Land“ jederzeit universell übertragbar auf die feministische Emanzipation der achtziger Jahre innerhalb der industriellen Arbeitswelt der westlichen Industriestaaten. Ja mehr noch, sie erzählt, warum und wozu die Schwachen sich wehren müssen, wenn die Mächtigen ihre Macht mißbrauchen.

Der Film zeigt dabei die vielfältigen Widerstände auf, mit denen es die Hauptdarstellerin (angelehnt an einen wahren Fall in den USA) zu tun hatte und gegen die sie angehen musste: gegen Vorurteile innerhalb der Familie, gegenüber chauvinistischen Angriffen aus dem Umfeld der Kollegen, aber eben auch gegen die mangelnde Unterstützung seitens der Gewerkschaften.
Beeindruckend, wie es der Regisseurin Caro gelingt, einen Focus auf Charlize Theron zu legen und trotzdem dem weiteren, brilliant agierenden Ensemble Platz für individuelle darstellerische Höchstleistungen einzuräumen, die jenseits von großen ausgewalzten Dialogen auch durch Mimik und Gestik zu überzeugen vermögen. Sissy Spacek etwa als Mutter hat eine ziemlich stumme und zurückgenommene, aber nichts destotrotz starke Rolle. Und selbst die breite Masse der männlichen Belegschaft innerhalb der Minengesellschaft ist absolut glaubhaft besetzt und geführt.

Empörung und Mitgefühl der Zuschauer werden nicht anhand einfacher handwerklicher Kniffe erzeugt, sondern durch eine emotionale Involvierung, die an Grenzen geht, ohne peinlich zu werden. Das Vertrauen der Regisseurin in das hohe Können von Cast und Crew führt den Film zu einer gemeinsamen, beispielhaften Meisterleistung dessen, was Hollywood jenseits industrieller Kinomassenware zu leisten im Stande ist.