Joker: Folie à Deux

Kinostart: 03.10.24
2024
Filmplakat: Joker: Folie à Deux

FBW-Pressetext

Der Joker ist zurück. Und mit Harley Quinn an seiner Seite ist er bereit, Gotham City zum Einsturz zu bringen. Die Fortsetzung des erfolgreichen JOKER vereint Joaquin Phoenix und Lady Gaga in einer darstellerischen und musikalischen Tour de Force!

Es ist noch nicht lange her, dass Arthur Fleck in seiner Identität als ‚Joker‘ in einer Liveshow den Moderator der Sendung erschossen hat. Nun wartet er im Gefängnis von Gotham auf seinen Prozess. Die Wärter misshandeln und verspotten ihn und Arthur vegetiert in Resignation dahin. Doch eines Tages begegnet er Harley Quinn (Lee) – und verliebt sich Hals über Kopf in die Frau, die ihn darin bestärkt, die Kraft des Jokers nicht mehr länger zu verdrängen. Während der Arthurs Prozess immer näher rückt, kapseln sich beide mehr und mehr von der Realität ab und bewegen sich in einer Traumwelt, in der sie nichts und niemand mehr trennen kann.

Wie auch schon der erste Film von Todd Philipps über einen der berühmtesten Antagonisten aus dem Batman-Universum ist auch die Fortsetzung ein filmisches Ereignis, das die Zuschauenden in seinen Bann schlägt. Es braucht es nur einen ersten Blick auf Joaquin Phoenix in der Rolle des wahnhaft gestörten Arthur Fleck, aka Joker, um klarzumachen, dass hier eine schauspielerische Meisterleistung seine Fortsetzung nimmt, die ihresgleichen sucht. Von introvertierter Depression in den stillen Momenten bis hin zu explosiven manischen Phasen als Joker gelingt Phoenix jede einzelne Nuance, sowohl in Mimik als auch in Gestik. In Lady Gaga als Harley Quinn (Lee) findet er eine kongeniale und absolut ebenbürtige Partnerin, die die Schraube des Wahnsinns in der Interaktion mit ihm zu ungeahnten Höhen hochschraubt. Ein unerreichtes Highlight sind die musikalischen Einlagen, die Todd Philipps und sein Co-Autor Scott Silver immer wieder in die Geschichte einbauen. Zu Jukebox-Klassikern wie „That’s Entertainment“ „Close to you“ oder „For once in my life“ liefern sowohl die Darstellenden als auch Ausstattung und Kameraführung einen absoluten Parforce-Ritt, in dem man sich genau wie die Figuren komplett verlieren kann. Dabei liegt, trotz aller großen Leistung aller inszenatorischen Gewerke, die Kraft der Geschichte in der Tragik der Hauptfigur, die Phoenix mit großer Sensibilität verkörpert. Fleck ist ein einsamer, verlorener Mensch, der in einer Gesellschaft voller Egozentrik und Grausamkeit nie eine Chance hatte. Als Joker zieht er die Gewalt dieser Gesellschaft förmlich an und erschafft als Unterdrückter ein Monster, das er selbst, so suggeriert gerade der zweite Teil des Films, nicht mehr kontrollieren kann. Es ist diese Ebene der Geschichte, die JOKER: FOLIE À DEUX zu mehr macht als einem weiteren Antihelden-Abenteuer aus einem bekannten Superhelden-Kosmos. Der Film ist, wie schon sein Vorgänger, auch ein Spiegel einer Gesellschaft, die Gefahr läuft, dem Dunklen zu erliegen. Ein konsequent mutiger Film, der sich traut, zwischen den Genres zu wandeln und mit Geschick jede Erwartungshaltung des Publikums zu unterwandern.

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Musical
Regie:Todd Phillips
Darsteller:Joaquin Phoenix; Lady GaGa; Brendan Gleeson; Zazie Beetz; Catherine Keener; Steve Coogan; u.v.a.
Drehbuch:Scott Silver; Todd Phillips
Kamera:Lawrence Sher
Schnitt:Jeff Groth
Musik:Hildur Guðnadóttir
Webseite:warnerbros.de;
Weblinks:kinofans.com;
Länge:138 Minuten
Kinostart:03.10.2024
Verleih:Warner
Produktion: DC Entertainment, Warner Bros. Pictures; BRON Studios; Bron Creative; Joint Effort; Sikelia Productions; Village Roadshow Pictures;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film JOKER war im Jahr 2019 ein riesiger Erfolg – sowohl an den Kinokassen wie auch bei der Kritik. Hier wurde eine Figur aus dem Comic-Franchise BATMAN ernst genommen und in eine aufrührende Geschichte voller Schmerz und Gewalt eingebettet. Mit der Fortsetzung ist dem Regisseur Todd Philipps und seinem Co-Drehbuchschreiber Scott Silver ein ähnlich gewagter Coup gelungen. Denn statt sich an die Konventionen des Unterhaltungskinos zu halten, nach denen eine Fortsetzung das Gleiche, nur größer und teurer, liefern sollte, haben sie eine ganz andere Art von Film geschaffen, mit der die Geschichte des Jokers auf eine neue, noch komplexere Ebene gehoben wird. Denn JOKER: FOLIE À DEUX ist ein Musical, ein Spielfilm mit Showeinlagen, in denen zu populären Songs gesungen und getanzt wird. Aber wie in den besten Filmen dieses Genres sind die Songs und Tänze keine ‚Showstopper‘ – durch sie wird die Handlung nicht angehalten, sondern weitergeführt. Songs wie „For once in my live“ oder „Close to you“ sind eskapistische Visionen des Protagonisten und durch sie ist es möglich, sich tiefer in die Seelenwelt des Jokers einzufühlen. Hier merkt man auch, dass diese Rolle Joaquin Phoenix auf den Leib geschrieben wurde, denn dass dieser auch ein grandioser Sänger ist, hat er spätestens in der Rolle von Johnny Cash in „I Walk the Line“ bewiesen. Da war es nur konsequent, ihm mit Lady Gaga ein ähnlich charismatisches Doppeltalent an die Seite zu stellen, und den beiden gelingt es eindrucksvoll, auf beiden Ebenen mit einer mitreißenden Präsenz und Intensität zu brillieren. Lady Gaga spielt eine Frau, die ähnlich traumatisiert ist wie der Joker und diesen anhimmelt. Die beiden kommen zu einer (selbst)zerstörerischen Symbiose zusammen, der „Folie à deux“ oder „Geistesstörung zu zweit“, die dem Film seinen Titel gibt. Aber auch andere Menschen werden durch den gewalttätigen Wahn des ‚Jokers‘ angesteckt, und bald gibt es eine ganze Bewegung von seinen Fans, die wie er das Chaos in Gotham City säen. Diese Anhänger sind von ihm geschaffene Monster, doch die Tatsache, dass er selbst vor dieser Konsequenz seiner Taten erschrickt und sich eben nicht von der Masse als ihr Idol feiern lässt, sondern statt dessen zu einer gewissen Menschlichkeit zurückfindet, gibt dem Film ein im besten Sinne des Wortes tragisches Ende. Todd Philipps spielt sehr effektiv mit dem Kontrast zwischen den musikalischen Traumvisionen des Jokers, die zum Teil im Stil des klassischen Hollywood inszeniert sind, und den Gewaltszenen, etwa von den Misshandlungen des Jokers durch die Gefängniswärter. JOKER: FOLIE À DEUX ist bis in die kleinsten Details virtuos und originell gestaltet. So sind etwa die bunten Regenschirme der Gefängniswärter eine Anspielung auf das französische Musical „Die Regenschirme von Cherbourg“. Für die FBW-Jury ist dies einer der besten Filme des bisherigen Kinojahrs, dem sie gerne das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL verleiht.