Joker

Kinostart: 10.10.19
VÖ-Datum: 12.03.20
2019
Filmplakat: Joker

FBW-Pressetext

Das mitreißende Psychodrama in der Regie von Todd Philipps und mit einem sensationell aufspielenden Joaquin Phoenix in der Hauptrolle erzählt die Vorgeschichte eines der berühmtesten Bösewichte des Batman-Comic-Universums.

Seit er denken kann, ist Arthur Fleck ein Außenseiter. Ein Mensch, mit dem sich keiner näher beschäftigt, der befremdlich auf andere wirkt, weil er aufgrund einer neuronalen Dysfunktion immer laut lachen muss, sogar dann, wenn es ihm schlecht geht. Tagsüber schlägt sich Arthur mit Gelegenheitsjobs als Clown durch und abends pflegt er seine bettlägerige Mutter zuhause. Damit seine Psychosen nicht außer Kontrolle geraten, nimmt Arthur mehrere Psychopharmaka gleichzeitig. Doch eines Tages, als all die Demütigungen zuviel werden, passiert etwas in Arthur. Er entscheidet sich, keine Tabletten mehr zu nehmen, sondern einfach zu leben. Und so wird aus Arthur Fleck eine Zeitbombe, die unaufhörlich tickt. Bis sie bereit ist, gewaltvoll und unbarmherzig zu explodieren. JOKER in der Regie von Todd Phillips ist in jeder filmischen Hinsicht eine Wucht. Beginnend von der mit großer Sorgfalt in Szene gesetzten Kulisse, die ein verkommenes und großstädtisches Gotham City der frühen 1980er Jahre erschafft, über einen treibenden Soundtrack, der für jede Emotion und Situation genau die richtige Musik findet, bis hin zu einer phänomenalen Kamera von Lawrence Sher, die in exakt durchkomponierten, oftmals zentrierten Einstellungen ihren Protagonisten nie aus den Augen lässt. Was bei der schauspielerischen Tour-de-Force, die der Hauptdarsteller Joaquin Phoenix als Arthur/Joker leistet, auch nicht anders möglich ist. Die Zerrissenheit einer gequälten Seele, die nach Liebe und Wärme sucht und in der Welt, in der sie sich befindet, nur Hass und Ablehnung findet, macht Phoenix nur mit einem Blick aus seinen traurigen Augen deutlich. Die Rolle, die er verkörpert, ist die eines manisch-kranken Menschen. Doch dank des so intensiven Spiels eröffnet sich beim Betrachter eine Möglichkeit der Empathie und für den Film mehrere Interpretationsebenen. Die Gewalt im Film ist explosiv, beherrscht aber nicht die Erzählung und ordnet sich dem psychologischen Drama der Figur stets unter. Ein dunkles und kraftvolles Psychodrama über die Entstehung einer der berühmtesten Antagonisten des Batman-Universums.

Filminfos

Gattung:Drama; Thriller; Spielfilm
Regie:Todd Phillips
Darsteller:Joaquin Phoenix; Robert De Niro; Zazie Beetz; Marc Maron; Shea Whigham; Frances Conroy; Bill Camp; Brett Cullen; Douglas Hodge; Glenn Fleshler
Drehbuch:Scott Silver; Todd Phillips
Kamera:Lawrence Sher
Schnitt:Jeff Groth
Musik:Hildur Guðnadóttir
Länge:122 Minuten
Kinostart:10.10.2019
VÖ-Datum:12.03.2020
Verleih:Warner
Produktion: BRON Studios, BRON Creative; Creative Wealth Media Finance; DC Comics; DC Entertainment; Joint Effort; Village Roadshow Pictures; Warner Bros.;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Hier wird eine Figur aus dem Erzähluniversum der Superhelden ernstgenommen. Der „Joker“ ist der stärkste und langlebigste Antagonist des Comichelden Batman, und in JOKER wird erzählt, wie er zu solch einem nihilistischen und boshaften Schurken wurde. Mit wenigen Ausnahmen (wie der Ermordung der Eltern von Bruce Wayne, dem späteren Batman) wird hier ausschließlich aus der Perspektive von Arthur Fleck erzählt, einem Außenseiter mit einer psychischen Erkrankung, dessen Leben ein einziger Leidensweg ist. Im Grunde ist dies also eine Passionsgeschichte mit einer Wiederauferstehung des Gequälten als „Joker.“ Und entsprechend ernst und düster ist auch der Erzählton. Was sich im Verlauf des Films entwickelt, ist eine universelle Geschichte, die auch unabhängig von ihrer Anbindung an die Batman-Geschichte eine große erzählerische Kraft entwickelt. Offenbart wird eine geschundene Seele, die durch die Brutalität und Gedankenlosigkeit ihrer Mitmenschen bis zum Äußersten getrieben wird, bis sie sich wehrt. Was dabei aber immer mehr verloren geht, ist die Menschlichkeit, bis zum Schluss Arthur Fleck ausgelöscht ist und der Joker seine Schreckensherrschaft beginnen kann. Todd Phillips hat diese Geschichte schonungslos inszeniert. Die körperliche und seelische Gewalt, die Arthur Fleck angetan wird, hat er sehr intensiv und verstörend inszeniert, und wenn Arthur Fleck schließlich beginnt, sich zu wehren, haben diese Szenen nur wenig von der befreienden Wirkung, die Racheerfüllungen in Actionfilmen sonst auszeichnet. So hat der Film auch nichts Gewaltverherrlichendes an sich. Bis zu den letzten Szenen leidet der Zuschauer mit dem Protagonisten an dieser Welt, die zwar (aufwendig und stimmungsvoll ausgestattet) dem New York der frühen 1980er Jahre nachempfunden ist, aber auch der heutigen erschreckend ähnlich ist. So bietet JOKER auch eine komplexe Gesellschaftskritik, denn wie wird schließlich heute in der US-amerikanischen Gesellschaft mit Außenseitern, Kranken und Armen umgegangen? Mit Joaquin Phoenix hat der Film einen Hauptdarsteller, dem es gelingt, die Tiefen dieses komplexen, tragischen Charakters grandios auszuloten. Mit Jack Nicholson und Heath Ledger hatte er Vorläufer in der Rolle, die die Latte sehr hoch anlegten, doch mit einer virtuosen Souveränität ist es Phoenix gelungen, dass nun der Joker mit einem anderen, neuen Blick gesehen wird.