Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Als junger Mann geht Joe Boots unter dem Eindruck der Terroranschläge vom 11. September 2001 zum Militär und wird kurz nach der Grundausbildung im Irak eingesetzt. Als Mitglied einer Kampfmittelabwehrtruppe gerät er in eine große Explosion, die sein Leben von Grund auf verändert. „Fühlt sich wie Zeitlupe an“, sagt er. Der Alltag setzt aus. Seine Geschichte - Alkoholismus, posttraumatische Belastungsstörung, Depression, Psychopharmaka - erzählt Joe Boots in beeindruckend reflektierter Form sowohl direkt in die Kamera als auch im Off. Die Kamera folgt ihm, wie er durch seine Heimatstadt Pittsburgh läuft, dem Symbol des Niedergangs der alten Industrien. Schließlich dann die Diagnose MS, Befreiung vom Alkohol, stattdessen Yoga und Meditation. Der permanente Gegensatz von Stillstand und Bewegung spiegelt sich sensibel in den Bildern, dabei machen der Einsatz von Slow Motion und der dynamischen Steadicam Joes innere Konflikte sinnlich erfahrbar. JOE BOOTS ist ein bewegendes filmisches Zeugnis von Verzweiflung und Resilienz.