jeijay
FBW-Pressetext
Sie und Er, das war die große Liebe. Zumindest fing es so an. Mit glückerfülltem Blick und einem kleinen schnuckeligen Heim auf Wolke 7, fernab von allen anderen, eingeschlossen in einer eigenen Welt. Das Symbol ihres Glücks, ein Fisch, hat er ihr auf das Bein gezeichnet. Doch nach und nach bekommt das Heim Risse, der Regen tropft durch das undichte Dach und Fliegen umkreisen das heimelige Glück. Denn er interessiert sich gar nicht mehr für sie und lässt sie mehr und mehr links liegen. Das bemerkt auch der Fisch, der langsam unruhig wird. Denn es dürstet ihn nach dem einzigen, was er in diesem Haus nicht hat: Freiheit. Liebevoll und mit vielen originellen kleinen Details haben Maren Wiese und Petra Stipeti? in ihrem neuen Stop Motion-Animationsfilm die Figuren und das Setting in Szene gesetzt und unter anderem mit entzückenden Knetanimationen eine eigene kleine Welt erschaffen. Mit symbolischen Bildern machen sie das Auseinanderleben eines Paares sicht- und spürbar, wie ein schleichender Prozess des Verfalls, in dem die heile Fassade Risse bekommt und alles auseinander zu brechen droht. Der knapp achtminütige Film kommt ohne Dialoge aus und sagt doch so viel aus über das Seelenleben der kunstvoll animierten Figuren. Die Musik unterstützt die Stimmung zwischen Romantik und Tragik einer großen Liebe – und die Chance auf einen Neuanfang.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Drama; Kurzfilm |
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Regie: | Maren Wiese; Petra Stipetić |
Drehbuch: | Maren Wiese; Petra Stipetić |
Kamera: | Petra Stipetic; Maren Wiese |
Schnitt: | Maren Wiese; Petra Stipetic |
Musik: | Thomas Höhl |
Länge: | 7 Minuten |
Produktion: | fishyfilms animation Stipetic und Wiese GbR |
Förderer: | HessenFilm und Medien |
Jury-Begründung
Vom Ende einer Beziehung, das ganz leise und schleichend daherkommt, erzählen Petra Stipetic und Maren Wiese in ihrem liebevollen Animationsfilm JEIJAY, der auf sehenswerte und sehr liebevolle Weise computeranimierten Zeichentrick und Knetanimationen miteinander verbindet.Wie im Zeitrafferverfahren und aufgeladen mit einiger Symbolik, die nicht immer leicht zu entschlüsseln ist, verfolgen die beiden Filmemacherinnen die Beziehung eines Paares, dem die Liebe abhandengekommen ist und das selbst gar nicht so recht realisiert, was gerade mit ihnen geschieht. In wenigen, prägnant gesetzten Szenen gelingt es ihnen, nahezu ohne Dialog und nur mit der Kraft der Bilder und eines ausgeklügelten World Building das Psychogramm eines Beziehungsendes zu zeigen, das nicht allwissend ist und analytisch die Gründe für das Scheitern vorstellt, sondern sich vielmehr auf die emotionale Ebene konzentriert.
Der langsame Verfall, von dem der Film erzählt, ist dabei ein ganz leiser, der von einer greifbaren Melancholie geprägt ist. Immer wieder zeigt der Film das namenlose Paar in scheinbar banalen Alltagsszenen und thematisiert die zunehmende Sprachlosigkeit zwischen dem Paar sowie deren Kommunikationsunfähigkeit, die – so deutet es der Film dezent an – auch der Hektik unserer Zeit und der vielfachen kommunikativen Ablenkungen geschuldet ist.
Mit einer eigenen, sehr prägnanten Bildsprache gelingt es dem Film, eine ganz eigentümliche, von anderen Menschen als dem Paar gänzlich entvölkerte Welt zu erschaffen – voller schwebender Häuser, rätselhafter Wassereinbrüche und Gegenstände und Tiere, die ein Eigenleben entwickeln. Das mächtigste Symbol ist dabei ein Fisch, der wie ein Leitmotiv zunächst als Tätowierung in Erscheinung tritt und der zunehmend plastischer und größer wird, bis er sich schließlich buchstäblich freischwimmt und im Anschluss ebenso entschwindet wie die Liebe selbst.