Jefferson in Paris

Kinostart: 07.09.95
1994
Filmplakat: Jefferson in Paris

Kurzbeschreibung

aufwendige Inszenierung, Historienfilm, Thomas Jefferson, Paris 1784-89
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Geschichtsfilm; Spielfilm; Biopic
Regie:James Ivory
Darsteller:Michael Lonsdale; Charlotte de Turckheim; Nancy Marchand; James Earl Jones; Seth Gilliam; Sir Simon Callow; Jean-Pierre Aumont; Thandie Newton; Greta Scacchi; Gwyneth Paltrow; Nick Nolte; Lambert Wilson
Drehbuch:Ruth Prawer Jhabvala
Kamera:Pierre Lhomme
Schnitt:Andrew Marcus; Isabel Lorente
Musik:Richard Robbins
Länge:139 Minuten
Kinostart:07.09.1995
Verleih:Buena Vista Filmverleih
Produktion: Touchstone Pictures, Touchstone Pictures, Burbank, Calif. Merchant Ivory Productions, Ltd., London
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Obwohl der Film in einer Zeit spielt, die längst vergangen ist, und einen berühmten Mann, Thomas Jesserson (Verfasser der Unabhängigkeitserklärung von 1776 und von 1801-1809 3. Präsident der USA), zur zentralen Figur wählt, unterscheidet er sich elementar von althergebrachten Historien-Filmen um bedeutende Persönlichkeiten.

In der Akzentuierung auf die Gefühlsverwirrungen eines Mannes und dessen Bindungen an soziale und gesellschaftliche Strukturen transportiert der Film eine Geschichte, die allgemeingültig und zeitlos erscheint. Wohltuend wertneutral beschreibt die Handlung wie beiläufig eine Gesellschaft vor etwa 200 Jahren, ohne diese als rückständig zu diffamieren, im Gegenteil: Hier wird in meisterlicher Opulenz und epischer Breite eine zarte Liebesgeschichte in Frankreich und vor den Hintergrund des sich abzeichnenden Beginns der Französischen Revolution erzählt, die an der Handlungsunfähigkeit ihres Helden scheitert. Die Beweggründe dieses Scheiterns werden wunderbar facettenreich, ohne moralische Werturteile aufgefächert. Wie in einem Netz verstricken sich die Personen nicht etwa in ihr Schicksal, sondern in ihren Taten, die in der Ambivalenz zwischen Wünschen und Wollen kein Gleichgewicht zu finden vermögen. Jeffersen sucht die Liebe und flieht vor ihr. Er verteitigt die Menschenrechte, aber zögert, als seine Sklaven Freiheit fordern; er besteht auf Religionsfreiheit, gewährt sie aber nicht der eigenen Tochter. Er gerät als ein "Kind seiner Zeit" immer wieder in Konflikte, denn er ist den alten, schützenden Strukturen verhaftet und wünscht sich dennoch dringend Neues. Die Figur des Jeffersen trägt den größten Teil solcher Ambivalenzen. Es entsteht bis in die kleinste Nebenrollen ein scharadehafter Reigen außerordentlich eindrucksvoll charakterisierter Persönlichkeiten. Politische und gesellschaftliche Veränderungen verquicken sich mit der Haupthandlung. Ihre Auswirkungen werden immer auch im Persönlichen und Privaten bis ins Details deutlich sichtbar gemacht. Bildgestaltung, Ausstattung und Musik sind von höchst prachtvoller Qualität, ohne sich zu verselbständigen. Sie untertreiben kongenial Lebensfreude und Energie.