Jede Sekunde

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Unprätentiös, einfühlsam und mit erstaunlicher Sicherheit im Einsatz der Stilmittel wird die Aufmerksamkeit auf einen jungen Zivi gerichtet, der als Rettungssanitäter seinen Ersatzdienst leistet. Für Spannung sorgt von Anfang an das Zeitmotiv, das sich subtil in verschiedenen Variationen als roter Faden durch den Film zieht.

Timo, der sehr überzeugend von Golo Euler verkörpert wird, gerät bei einem nächtlichen Einsatz einerseits in eine Bewährungssituation, andererseits in eine persönliche Krise. Nach der zunächst geglückten Reanimation muss er miterleben, wie im Krankenhaus dem Patienten bei einer erneuten lebensbedrohlichen Verschlechterung seines Zustandes nur in den Grenzen des medizinisch Möglichen geholfen werden kann. Dabei werden für ihn (und das Publikum) schwerwiegende Fragen aufgeworfen oder ansatzweise angestoßen. Gab es Fehler oder Versäumnisse bei der Rettungsaktion? Wie lassen sich Routine, Rationalität und emotionale Betroffenheit im Handeln vermitteln? An welche ethischen Werte können sich Mediziner halten? Wäre ich den Anforderungen des Rettungsdienstes gewachsen? Ist die Berufswahl richtig?

Auch die Nebenrollen (etwa Arzt, Krankenwagenfahrer, Freundin) können überzeugen; wenige Blicke (am Einsatzort) sagen mehr als viele Worte; die Dialoge sind sprachlich treffend, und die Kamera ist nah am Geschehen. Der Rhythmus ist stimmig, und genau zum richtigen Zeitpunkt werden Zeitraffer oder Slow-Motion eingesetzt. Der Einsatz der Musik ist klug kalkuliert.

Die Jury war sich nach angeregter Diskussion einig, dass hier (nicht nur) ein viel versprechendes Talent am Werke war. Das Prädikat „Besonders wertvoll“ verdient der Film auch deshalb, weil ein belangvolles Thema mit probaten künstlerischen Ausdrucksmitteln eindrucksvoll umgesetzt wurde.