Jean Florette

Kurzbeschreibung

Ein Städter kommt mit seiner Familie in die Abgeschiedenheit eines Bergdorfes, in der er seine Träume zu verwirklichen sucht, aber auf Hass, Habgier, Heuchelei und Ablehnung stößt, die auch vor Mord nicht zurückschreckt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Claude Berri
Darsteller:Yves Montand; Gérard Depardieu; Daniel Auteuil
Drehbuch:Gérard Brach; Claude Berri
Buchvorlage:Marcel Pagnol
Kamera:Bruno Nuytten
Schnitt:Arlette Langmann; Herve de Luz,
Musik:Jean-Claude Petit
Länge:121 Minuten
Produktion: Renn Productions, Paris
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dieser Film versetzt den Zuschauer in die Provence, Mitte der 20er Jahre. Er beeindruckt durch die bemerkenswerte Kunst, ohne lange Übergänge das Zeitgefühl gerade dieser Jahre wiederzugewinnen und bis in alle Feinheiten des Ambiente hinein neu zu zeichnen, Vor diesem Hintergrund wird eine Dorfgemeinschaft auf den Hochebenen bei Marseille vorgestellt, in die eine “Stadtfamilie“ einbricht. Der erzählt mit den Mitteln der “großen Kinotradition“ eine einfache Geschichte, die menschliche Schicksale aufeinanderstoßen lässt und die Ausweglosigkeit der Situation sinnlich nachvollziehbar macht. Der Zuschauer wird auch deswegen besonders einfühlsam mit den verschiedenen Charakterlinien vertraut gemacht, weil der Film sich auf einen erzählerischen Rhythmus einlässt, der bis zu den letzten Einstellungen durchgehalten wird, Spannung vermittelt, “unmittelbares“ Teilnehmen geradezu provoziert.
In der einfachen Geschichte, die den Ausgangspunkt bildet, werden zugleich viele andere kleine Geschichten miterzählt, die der Geschlossenheit des dörflichen Lebens eine eigene narrative Logik abgewinnen. Beispiele dafür sind einerseits die atmosphärisch- dichten Zeichnungen, in denen wir die Bauern des Dorfes in der Gastwirtschaft wiederfinden, oder die zarte, liebevoll geschilderte Ehegeschichte der aus der Stadt in diese Dorf- Gemeinschaft Verschlagenen oder Die Charakterzeichnung des italienischen Ehepaares, das sich vor dem Ort angesiedelt hat. Für Stadtaugen gewinnt die Abgeschiedenheit dieser Lebenswelt eine besondere Faszination.
Hervorgehoben werden muss zugleich, dass die Musik den Bildstimmungen eine “Intonation“ gibt, ohne deren Ästhetik die Rekonstruktion eines solchen Zeitgefühls sicher nicht möglich gewesen wäre. Der Zuschauer fragt sich gespannt, wie diese Geschichte weitererzählt werden kann.