Jan Plewka singt Rio Reiser

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Funke springt über – das ist das wichtigste Kriterium bei einem Konzertfilm. Man muss die Atmosphäre, die bei dem Auftritt herrschte, nachempfinden können, muss ein Gefühl für die Stimmung des Publikums und den Raum bekommen. All dies gelingt dem Regisseur Stefan Paul beispielhaft. Auch die Ausstrahlung von Jan Plewka wird sehr eindrucksvoll eingefangen: die Art, wie er frappierend den Tonfall und die Attitüde von Rio Reiser trifft, ohne dabei je zu imitieren.

Ausschlaggebend für das Gelingen dieses Konzertfilms, dem Porträt einer Inszenierung Tom Strombergs im Hamburger Schauspielhaus, ist die überaus einfühlsame Kameraarbeit. Immer dann, wenn etwas auf der Bühne, im Publikum oder bei den Musikern passiert, wartet da schon eine Kamera. Es hat offensichtlich eine ausgefeilte „Partitur“ für die Stellungen der Kameramänner gegeben, und wenn solches Material dann noch von einem Cutter mit dem richtigen Gefühl für den Rhythmus montiert wird, kann dabei solch ein auch auf der Bildebene musikalischer Film entstehen wie dieser.

Gleich zum Beginn bei den Aufnahmen des hinter den Kulissen durch die Gänge zur Bühne laufend singenden Jan Plewka findet so etwas wie eine Aneignung des Theaters statt. Auch später haben die einzelnen Stücke jeweils eine eigene Inszenierung, bei der geschickt die Grenzen zwischen Performern und Publikum, Bühne und Parkett aufgehoben werden.

So ergänzen sich hier kongenial die Filmemacher und die Künstler auf der Bühne in einer Hommage, die Rio Reiser, dem wilden König von Deutschland, auf allen Ebenen gerecht wird.