Irina Palm

Kinostart: 14.07.07
VÖ-Datum: 28.12.07
2007
Filmplakat: Irina Palm

FBW-Pressetext

In wunderbarer Weise gelingt dem sensiblen und humorvollen Film die Balance zwischen dem traurigen Anlass der Geschichte (der tödlichen Erkrankung des Enkels) und der unkonventionellen Entwicklung der Großmama zur hochbegehrten Sexdienstleisterin. Marianne Faithfull verbindet in ihrer Darstellung schüchternes Selbstbewusstsein, reiche Lebenserfahrung und erotische Neugier zu faszinierender Leinwandpräsenz. Dies ist perfekte Kinounterhaltung, auch für ältere Semester geeignet. Ein Film fürs Herz.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Sam Garbarski
Darsteller:Marianne Faithfull; Miki Manojlovic; Kevin Bishop; Slobhán Hewlett
Drehbuch:Philippe Blasband; Martin Herron
Weblinks:;
Länge:103 Minuten
Kinostart:14.07.2007
VÖ-Datum:28.12.2007
Verleih:X Verleih
Produktion: Pallas Film GmbH, Entre Chien et Loup; Ipso Facto Films; Les Films Du Plat Pays; Liaison Cinematographique;
FSK:12
Förderer:FFA; MDM

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Sex und Unschuld gehen hier eine wunderbare Verbindung ein. Der Begriff „Traumfabrik“ erfährt eine schöne Aufwertung in diesem warmherzigen Märchen mit vielen heiteren, ironischen und auch melancholischen Elementen. Dies ist sensibles und unterhaltsames Kino mit einem britischen Humor, der weit über dem eines Mr. Bean liegt und eigentlich den gleichen Erfolg verdienen würde, meinte ein Mitglied der FBW-Jury. Dieser Film mag seine Menschen. So ist es kein Wunder, dass er der Publikumsliebling der diesjährigen Berlinale gewesen ist.

Es ist die Geschichte der Mitfünfzigerin Maggie, die auf der Suche nach einem Geldverdienst in das Londoner Rotlichtmilieu gerät und dort zu einer begehrten Sexarbeiterin wird. Um das nötige Geld für die Heilung ihres Enkels aufzutreiben, übertritt sie gewisse Schwellen und findet dabei auf Herz erwärmende Art auch Selbstvertrauen und Lebenslust. Das ist oft komisch, anrührend und immer plausibel und dezent. Selten hat man einen Film gesehen, dessen zentraler Aspekt der Handlung nie genau zu sehen ist, sondern immer nur angedeutet wird.

Wie Marianne Faithfull in der Titelrolle ihren anfänglichen Ekel überwindet, sich in ihrem Job einrichtet und schließlich richtig stolz auf ihre Leistung ist und sich sogar ihren Freundinnen offenbart, ist eine schauspielerische Glanzleistung. Glaubhaft und nachvollziehbar ist die Entwicklung vom Mauerblümchen zur starken Frau.

Marianne Faithfull glänzt in ihrer Hauptrolle, schafft die schwierige Balance zwischen unmoralischer Arbeit und urkomischem Umgang damit. Ihre Art ist für ihre Umwelt entwaffnend und für die Zuschauer ein Vergnügen. Dabei wird der ernste Hintergrund der Geschichte nie aus den Augen verloren oder billigen Späßen geopfert.

Hier geht es, um den Filmtitel von Alexander Kluge zu variieren, nicht um die Gelegenheitsarbeit einer Sklavin, hier geht es um die Emanzipation einer reifen Frau – und geschickt vertrackt spielt der Film auch mit unser aller Prüderie. Es ist ein modernes Märchen, das zeigt, dass mit Courage und Einsatz eine Lösung selbst in den verzweifeltsten Situationen möglich ist und dass es immer Hoffnung gibt.

Regisseur Sam Gabarksi legt mit diesem Film ein Glanzstück vor. In jeder Szene ist hier ein überlegter, sinnesfroher und humorvoller Kopf am Werk. Die komplizierte Produktionsgeschichte dieses Films hat wohl zu einer besonders hohen ästhetischen Durchdringungsdichte beigetragen.

Die Kameraführung ist bemerkenswert und bringt den Zuschauer mitten ins Geschehen. Der Film hat einen interessanten Look.

Unter den Darstellern ist neben der großartigen Marianne Faithfull der als gutmütiger Clubbesitzer auftretende Miki Manojlovic ganz besonders hervorzuheben.