Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Ein Kammerspiel, dessen Dramaturgie mit der Präzision und Logik eines Schachspiels verläuft. Der Eröffnungszug ist die Bereitschaft eines vermeintlichen Serienmörders, einem Journalisten ein Interview zu gewähren. Beide treffen sich in einem unwirtlichen Zimmer und setzen sich, ganz wie Brettspieler, an einen Tisch. Das „Gambit“ des Verdächtigen ist sein Geständnis, die Gegenzüge des Journalisten bestehen aus Argwohn und genauem Nachfragen. Doch im Mittelteil werden neue Strategien des Angreifers deutlich. Der Mann mit dem weichen Gesicht, hinter dem sich Abgründe auftun, kennt offensichtlich die Frau des Journalisten, und die angeblichen Beweisstücke seiner Taten werfen weitaus mehr beängstigende Fragen auf, als dass sie befriedigende Antworten liefern. Im „Endspiel“ dann werden die Strategien der Gegenspieler immer raffinierter und undurchschaubarer. Falsche Fährten werden gelegt, das Opfer einer hohen Figur erweist sich als Finte und bis zum letzten Zug ist der Sieger nicht zu erkennen. Die strenge Logik der Erzählung erweist sich als sehr effektiv in diesem äußerst spannenden Thriller, der mit jedem neuen Schritt überrascht und durch seine raffinierte Machart fasziniert. Da ist keine Einstellung, keine Geste, kein Wort zuviel oder gar falsch gesetzt. Mit dem klaustrophobisch düsteren Raum hat die Geschichte ein bedrohliches Setting und Stephan Grossman gibt einen grandiosen Schurken, der bis zum Schluss undurchschaubar bleibt. Vorbilder wie SEVEN (mit dem Paket, in Kopfgrösse) und DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER (mit dem Killer, der vor allem seine brillante Intelligenz als Waffe einsetzt) sind klar zu erkennen, aber das schmälert das Vergnügen an diesem perfekt gebauten kleinen Genrefilm überhaupt nicht.